• Freiherr-vom-Stein-Schule _
  • Schülerzeitung _
  • Beitrag

| von Franziska Hohmann

Das Verhältnis der USA zu Mexiko

Was würdest Du tun, wenn ständig fremde Menschen ungewollt dein Grundstück betreten? Prinzipiell hast Du jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder Du fragst Dich, warum das so ist und versuchst das Problem an der Wurzel zu beheben, oder Du baust einen Zaun um dein Grundstück, um die Menschen daran zu hindern, es weiterhin zu betreten. Willst Du möglichst wenig Zeit in das Problem investieren, ist Letzteres wohl die bessere Lösung.

Auch in den USA ist dies ein Thema. Natürlich von extrem viel größerem Ausmaß, aber das grundlegende Problem ist das gleiche. Und das schon seit sehr langer Zeit. Es geht nämlich um die Einwanderung aus Mexiko, die Amerika seit jeher ein Dorn im Auge ist und das Verhältnis zwischen den beiden Staaten sehr belastet. Das ist nicht erst seit der Präsidentschaftswahl im Jahr 2015 so, bei dem das Thema jedoch zu einer der größten Schlagzeilen wurde.

Quelle: "The Mexican Border, Tijuana Side" by Lonni.besançon is licensed under CC BY-ND 2.0

Trump kündigt den Bau einer Mauer zwischen Mexiko und den USA an

Wie allseits bekannt ist, kündigte der damalige Präsidentschaftskandidat Donald J. Trump an, sollte er die Präsidentschaftswahl für sich entscheiden, würde er eine riesige Mauer auf die Grenze zwischen den beiden Staaten bauen. Und Amerika würde Mexiko dafür zahlen lassen. Besonders bei den Wahlberechtigten der südlichen, direkt an Mexiko grenzenden Staaten, schien dieses Versprechen Wirkung gezeigt zu haben, wie sich letztendlich auch im Wahlausgang zeigte.  Die Frage, die mit dieser Thematik aufgeworfen wird, ist die nach dem Verhältnis zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten von Amerika. Wenn der US-amerikanische Präsident es als eine gute Lösung ansieht, eine gigantische Mauer zwischen seinem Land und Mexiko zu errichten, scheint dieses alles andere als harmonisch zu sein.

 

Welche Rolle spielt die Geschichte im Verhältnis der beiden Staaten?

Das angespannte Verhältnis ist tatsächlich tief in der Geschichte der beiden Staaten verankert. Bereits in deren 1840er Jahren verlor Mexiko den Krieg gegen die USA, obwohl sich das mexikanische Heer in deutlicher Überzahl befand. Auch die bis heute als „Niños Heroes“ bezeichneten und als Helden gefeierten jungen Kämpfer, die ihr Land auch nach der Niederlage in Mexiko Stadt noch verteidigen wollten, dienten seinerzeit nur als Instrument der mexikanischen Regierung, um zu vertuschen, dass Mexiko fast die Hälfte seines Territoriums an die USA verloren hatte. Es folgte die Annexion der heute westlichen US‑Bundesstaaten, also Texas, New Mexico, Colorado, aber auch Kalifornien, Utah und Arizona.

Diese Kränkung des eigenen Nationalstolzes hat Mexiko den USA bis heute nicht vergeben. Obwohl die Kriegsthematik aus den 1840er Jahren kaum als aktuell beschrieben werden kann, ist sie dennoch ein präsenter Teil der mexikanischen Mentalität.

 

Gegenseitige Vorurteile

Aber auch auf gesellschaftlicher Ebene ist das Verhältnis zwischen den Bürger*innen der beiden Länder von Vorurteilen geprägt. Zu nennen ist hier unter anderem die durch die Medien geprägte Vorstellung der Amerikaner, die benachbarten Mexikaner*innen seien allesamt illegale Migranten oder Drogendealer. Ein weiteres Problem ist, dass Mexikaner*innen, die in den USA arbeiten, ohnehin oft eher die als schlecht angesehenen Jobs übernehmen, die keiner höheren Qualifikation bedürfen. Das Bild der aus Mexiko stammenden Arbeiter*innen auf Farmen, Erntehelfer*innen oder auch als Bauarbeiter*innen ist noch tief in den Köpfen verwurzelt.

Andersrum sehen die Mexikaner*innen das amerikanische Volk als sehr arrogant an, was mit der Tatsache zusammenhängt, dass die von alteingesessenen Mexikaner*innen oft als „Gringos“ bezeichneten Amerikaner*innen die in ihren Augen minderwertigeren Berufe oft von oben herab beäugen.

 

Während der Präsidentschaft Trumps verschlechtern sich die zwischenstaatlichen Beziehungen

Abgesehen von den aus der Geschichte der beiden Länder stammenden Problemen, ist allerdings auch nicht zu vergessen, dass sich das Verhältnis der beiden Länder seit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA zusätzlich verschlechtert hat. Dabei besteht zwischen Mexiko und den USA seit langem ein Abhängigkeitsverhältnis. Ausschlaggebend dafür waren besonders das mexikanische Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg sowie die darauffolgende Schuldenkrise.

Des Weiteren trat im Januar 1994 das nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA zwischen den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko in Kraft, mit dem Ziel, Handelsbarrieren zwischen den drei Staaten über einen Zeitraum von zehn Jahren zu eliminieren.  Trump drohte immer wieder mit der Neuverhandlung des Abkommens, da dieses den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze in Nordamerika zur Folge gehabt hätte.

Vor der Präsidentschaft Donald Trumps sollte zudem eine gemeinsame Drogenpolitik das Verhältnis zwischen den Staaten verbessern und das organisierte Verbrechen in den Griff bekommen werden. An dieser Stelle wirft Donald Trump Mexiko allerdings Versagen vor. Andersherum geht die USA in den Augen Mexikos nicht konsequent genug gegen Geldwäsche und Waffenschmuggel vor. Mexiko nutzt diese sicherheitspolitischen Themen als Druckmittel im Konflikt im das oben erwähnte Freihandelsabkommen.  Das Land möchte alle geschlossenen Sicherheitsabkommen mit den USA auflösen, sollte die USA aus dem Freihandelsabkommen tatsächlich aussteigen wollen. Da 80 Prozent aller mexikanischen Exporte in die USA gehen,  steht Mexiko zwar einer Neuverhandlung, nicht aber der Auflösung des Abkommens offen gegenüber.

 

Trump: illegale Einwanderung und Drogenschmuggel an der mexikanischen Grenze stoppen

In Bezug auf die Grenzproblematik zwischen den USA und Mexiko, die sich übrigens eine Grenze von gut 3144 Kilometer teilen, ist zudem nicht außer Acht zu lassen, dass diese wohl die wichtigste Ursache des angespannten Verhältnisses darstellt. Kürzlich drohte Präsident Trump nach einem Vorfall an der Grenze, bei dem mexikanische Soldaten Waffen gegen amerikanische Soldaten gezogen haben sollen, sogar an, dauerhaft bewaffnete Soldaten in den Grenzgebieten zu stationieren. Laut Trump habe diese Aktion „vielleicht als Ablenkungsmanöver für Drogenschmuggler an der Grenze“ gedient. Trumps immer wieder formuliertes Ziel ist es, die illegale Einwanderung und den Drogenschmuggel zu stoppen. Man könnte dies neutral durchaus als legitimes Anliegen ansehen. Allerdings soll, wie bereits erwähnt, Mexiko für die Mauer zahlen, beispielsweise indem Steuern auf Banküberweisungen von in den Vereinigten Staaten arbeitenden Arbeiter*innen an ihre Landsleute in Mexiko, sowie Strafzölle auf mexikanische Produkte erhoben werden. Dies kann gleichzeitig als präventive, abschreckende Maßnahme gewertet werden. Sind die illegalen Einwanderer*innen erst im Land, ist es in den Augen der Einwanderungsbehörden schon zu spät. Jetzt können die rund 5,8 Millionen Mexikaner*innen ohne Papiere nur noch abgeschoben werden. Eine Richtlinie sieht vor, dass Abschiebungen bei der Anklage oder Verurteilung wegen eines Verbrechens oder einer Straftat erfolgen dürfen. Diese Richtlinie ermöglicht prinzipiell sehr viele Abschiebungen, was auch Mexiko vor eine große Belastungsprobe stellt. Die vielen ehemaligen Emigrant*innen innerhalb eines kurzen Zeitraums wieder zu integrieren, ist nahezu unmöglich für ein Land, und würde im Umkehrschluss die Arbeitslosigkeit in Mexiko noch einmal um einiges ansteigen lassen.

 

Zurück

DELF DALF eDELEMINTCERTI LINGUA

TOP