„Die Nummer Zwei“
Kamala Harris vs. Mike Pence
Am dritten November steht die Wahl des amerikanischen Präsidenten an und mit ihr die des zukünftigen Vizepräsidenten bzw. der Vizepräsidentin. Sie erfüllen wichtige Aufgaben im politischen System der USA und würden im Falle eines Ausfalles die Position des Präsidenten übernehmen. Dass die beiden Kandidaten, Joseph Biden und Donald Trump, in ihren Ansichten verschieden sind, ist offensichtlich und auch gewollt. Besonders interessant wird es allerdings, wenn man sich die potenziellen Vizepräsidenten anschaut: Die Demokratin Kamala Harris und der Republikaner Mike Pence. Beide könnten sich nicht mehr unterscheiden.
Wer ist Kamala Harris?
Die Senatorin von Kalifornien, Kamala Harris, tritt mit Joe Biden, dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten, zur Wahl an.
Harris studierte Rechts- und Politikwissenschaften, später promovierte sie in Rechtswissenschaften und verzeichnete bereits in relativ jungen Jahren politische Aufstiege. Zum Beispiel arbeitete sie nach 1990 in verschiedenen Posten als Staatsanwältin in Kalifornien. Zurzeit ist sie Senatorin von diesem US-Bundesstaat.
Zudem strebte sie ursprünglich das Amt der Präsidentin an, hatte damit jedoch keinen Erfolg. Sollte Biden zum Präsidenten gewählt werden, ist eine mögliche Wiederaufnahme dieses Vorhabens im Jahr 2024 allerdings nicht ausgeschlossen.
Zurzeit ist sie verheiratet mit einem Rechtsanwalt und hat keine Kinder. Mit ihren 56 Jahren ist sie relativ jung für den angestrebten Posten als Vizepräsidentin. Auch bezogen auf andere Aspekte ist ihre Position in der Politik ungewöhnlich: Zum einen dadurch, dass sie eine Frau ist und zum anderen durch die Herkunft ihrer Eltern. Harris verkörpert kulturelle Diversität, da die Amerikanerin eine indischstämmige Mutter und einen jamaikanischstämmigen Vater hat. Sie und ihre Schwester wurden von ihrer Mutter großgezogen. Laut Harris habe ihre Mutter beabsichtigt, beide zu starken schwarzen Frauen zu erziehen. Sie selbst sagt, dass ihre Identität ihr dabei hilft für Menschen zu kämpfen, die traditionell ignoriert werden. In der Vergangenheit setzte sie sich zum Beispiel gegen Rassismus ein, weswegen sie 2019 den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden aufgrund einer seiner vergangenen Entscheidungen mit diesem Thema konfrontierte. Diese Auseinandersetzung hat sich nun aber offensichtlich erledigt. Insgesamt sind ihre Werte liberal und gemessen am amerikanischen Verständnis eher linksorientiert.
Außerdem hat sie bereits des Öfteren bewiesen, dass sie sich nicht unterkriegen lässt, selbstbewusst und ehrgeizig ist, was bei ihrer Konkurrenz auch nötig ist.
In der vergangenen TV-Debatte gegen Mike Pence am 7. September, in der die beiden unter anderem über die zukünftige Handhabung von Corona-Maßnahmen, das Gesundheitswesen und die Klimaproblematik diskutierten, zeichnete Harris sich zumeist mit einer faktenbasierten Argumentation aus. Zwar nannte sie auch aus dem Kontext gerissene Argumente, jedoch nur um auf Pence einzugehen.
Der Konkurrent: Mike Pence
Wenn man das Gegenteil zu Kamala Harris gesucht hätte, würde man wahrscheinlich genau ihn finden: Mike Pence, den derzeitigen Vizepräsidenten, der sich mit Donald Trump auf republikanischer Seite zur Wahl stellt.
Pence studierte zunächst Geschichte und anschließend Jura. Nach seinem Studium arbeitete er als Anwalt und später als konservativer Talkshow-Moderator. Seit Ende der 1990er Jahre ist er auch politisch tätig. Er besetzte beispielsweise das Amt des Gouverneurs von Indiana und steht seit 2016 als Vizepräsident an Trumps Seite.
Mittlerweile ist er 61 Jahre alt und verheiratet mit einer Lehrerin, mit der er drei Kinder hat.
Pence ist in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen. Tatsächlich war sein ursprünglicher Berufswunsch Priester, was sich später allerdings änderte.
In früheren Jahren galt er als Anhänger der Evangelisten und orientierte sich politisch an den Demokraten. Während seines Studiums wandte er diesen aber den Rücken zu und verfolgte die Ideologien der Republikaner.
Pence selbst bezeichnet sich selbst als Christen, Konservativen und Republikaner, wobei er betont, dass er es in dieser Reinfolge sei. Oft wurde er als minderheitenfeindlich identifiziert. In der Vergangenheit setzte er sich zum Beispiel gegen die Homo-Ehe, gegen Abtreibung oder gegen die Aufnahme von Geflüchteten in Indiana ein oder rleugnete das gesundheitliche Risiko von Tabak.
Pence verhielt sich in der vergangenen TV-Debatte zwar größtenteils höflich, allerdings wiederholte er einige von Trumps Aussagen, die erwiesener Maßen als falsch gelten.
Welche Bedeutung hat das Amt des Vizeperäsidenten?
Insbesondere die Viruserkrankung des US-Präsidenten im September zeigte, wie schnell die Rolle des Vizepräsidenten wichtig werden kann. Zwar kann man grundsätzlich sagen, dass Vizepräsidentschaftskandidaten nicht wahlentscheidend sind und auch gewöhnlicher Weise außerhalb der Politik keine große Aufmerksamkeit bekommen. Dieses Jahr könnte das jedoch anders sein, da zum einen beide potentiellen Präsidenten relativ alt sind (Trump 74 und Biden 78 Jahre) und Ausfälle dadurch wahrscheinlicher werden. Zusätzlich würde Biden aufgrund seines Alters wahrscheinlich für keine weitere Amtszeit kandidieren, und Trump dürfte es nicht, was Harris oder Pence zu Spitzenkandidaten für die Präsidentschaftswahlen 2024 machen würde.