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| von Emily Arndt

Ella gesucht

Eine Verfolgungsjagd quer durch die Schule

In dieser Geschichte begleitet ihr eine Schülerin und einen Schüler auf die Suche nach einem Klassenmaskottchen durch die ganze Schule.

Es war Montag, 7:30 Uhr. Das Wochenende war vorbei und auf den Straßen herrschte der tägliche Berufsverkehr, das genervte Hupen und der Lärm der Autos drang durch die morgendliche Kälte. Ben und Elisa liefen die Petersberger Straße entlang, den Schulranzen auf dem Rücken und den Turnbeutel in der Hand. Dabei erzählten sie aufgeregt, was sie am Wochenende erlebt hatten. Kurze Zeit später liefen sie an den Fahrradständern vorbei und steuerten auf den Eingang des Freiherr-vom-Stein Gymnasiums zu, vorbei an der Archimedes-Statue. Vor mittlerweile etwa einem Monat waren sie an diese Schule gewechselt, anfangs mit einem mulmigen Gefühl. Die Größe des Gebäudes hatte einschüchternd gewirkt, war es doch ein großer Unterschied zur überschaubaren Grundschule. Doch bereits nach vier Wochen, hatten sie es geschafft, sich nicht mehr zu verlaufen und hatten sich zurechtgefunden.

Die beiden ließen sich von dem Schülerstrom mitreißen und betraten die große Pausenhalle. Wie jeden Tag bogen sie nach links ab, durchquerten das Atrium und nahmen den ersten Gang auf der rechten Seite, den A-Trakt. Sie liefen an den Schaukästen und Schließfächern vorbei und öffneten die Tür ihres Klassenraumes A015. Es war 7:40 Uhr, noch 10 Minuten bis zum Stundenbeginn. Ben und Elisa steuerten auf ihre Plätze in der ersten Reihe zu, stellten ihre Schulranzen ab und begrüßten ihre Mitschüler, die bereits in Grüppchen zusammensaßen und sich fröhlich unterhielten. Elisa warf einen kurzen Blick an die von selbstgemalten Bildern übersäte Wand auf der rechten Seite und studierte den dort hängenden Stundenplan. In der ersten Stunde hatten sie Deutsch bei ihrer Klassenlehrerin Frau Gaul. Wie jeden Montag würden sie mit einer kleinen Erzählrunde beginnen, in der jeder seine Erlebnisse des Wochenendes mit den Mitschülern teilen durfte. Dafür hatten sie zu Beginn des Schuljahres ein Klassenmaskottchen, eine kleine Kuscheltier-Maus gekauft, die reihum herumgegeben wurde.

Es klingelte zum Stundenbeginn und die Klasse verteilte sich auf ihre Plätze, während sich die Tür öffnete und Frau Gaul eintrat. Sie lächelte in die Runde und stellte ihre Tasche neben dem Lehrerpult ab. Nachdem sie die Klasse begrüßt hatte, klatschte sie in die Hände und blickte erwartungsvoll in die Gesichter der Schüler. „Wer möchte zuerst erzählen, was er oder sie am Wochenende erlebt hat?“ Elisas Blick wanderte zur Fensterbank, auf der ein winziger Schuhkarton stand, das Zuhause ihres Klassenmaskottchens Ella. Aber was war das? Der kleine Karton war leer! Auch Frau Gaul schien es bemerkt zu haben. „Wo ist denn Ella?“, fragte sie an die Klasse gewandt, aber die Schüler schauten sich nur schulterzuckend an und begannen aufgeregt zu tuscheln. „Vielleicht wurde sie gestohlen!“, rief Ben und Elisa nickte zustimmend. „Jemand hat sie uns weggenommen!“ „Sie wird schon wieder auftauchen. Lasst uns in der Pause mal den Klassenraum durchsuchen. Sie kann ja nicht einfach so verschwinden“, meinte Frau Gaul und die Schüler stimmten zu. Sie begannen mit dem Deutschunterricht, aber Elisa konnte sich nicht auf die Groß- und Kleinschreibung konzentrieren. Wo konnte Ella nur stecken? Wollte jemand die Klasse ärgern und hatte deswegen Ella entführt? Wer würde so etwas tun? Es war doch ihr Maskottchen!

Als es eine Dreiviertelstunde später zum Stundenende klingelte, sprangen Elisa und Ben auf und schauten sich im Klassenraum um. Sie schauten unter den Tischen und Stühlen, durchsuchten die Fächer des Regals in der Ecke und schauten im Mülleimer und hinter der Tafel nach. Doch Ella blieb wie vom Erdboden verschluckt. „Was sollen wir nur tun?“, überlegte Elisa traurig und Ben schaute sie nachdenklich an. „Wir müssen Ella wiederfinden und nachforschen, wer sie uns weggenommen hat“, erklärte er entschlossen und Elisa nickte. „Ich weiß, was wir tun können!“, rief sie plötzlich. „Meine Schwester arbeitet bei der Schülerzeitung! Die können recherchieren und den Täter finden!“ Ben nickte aufgeregt. „Eine super Idee! Lass uns gleich in der großen Pause zu ihr gehen und sie fragen!“ Die nächsten zwei Unterrichtsstunden vergingen wie im Flug und als es zur großen Pause klingelte, rannten Elisa und Ben so schnell sie konnten hinaus. „Heute in der großen Pause trifft sich die Schülerzeitungsredaktion in der Mediothek. Lass und sofort dorthin gehen.“

Die beiden verließen den A-Trakt und stiegen die Treppen bis ins 2. Stockwerk hinauf. Sie liefen am Lehrerzimmer vorbei, durch den C-Trakt, bis sie im D-Trakt ankamen. Die Tür der Mediothek stand offen und die beiden betraten den großen Raum. Rechts neben ihnen befanden sich Computer, an denen die größeren Schüler fleißig arbeiteten, während sich auf der linken Seite unendlich viele Regale, gefüllt mit Büchern, befanden. Elisa erblickte sofort ihre große Schwester Paula und steuerte auf sie zu. „Was macht ihr denn hier?“, fragte Paula. „Unser Klassenmaskottchen Ella wurde gestohlen und ihr müsst uns helfen, sie wiederzufinden.“ Paula und ihr Freund Felix schauten sich an und nickten. „Klar helfen wir euch. Wir werden mal nachforschen, ob jemand sie gesehen hat.“ Elisa fiel ihrer Schwester dankbar um den Hals. „Wir werden uns gleich auf die Suche machen“, versprach Paula und zusammen mit Felix verließ sie die Mediothek.

„Wo wollen wir anfangen zu suchen?“ Felix schaute sich nachdenklich um. „Lass uns zuerst beim Hausmeister nachfragen. Vielleicht hat sie jemand dort abgegeben.“ Sie durchquerten den D-Trakt und C-Trakt und stiegen die Treppen bis ins Erdgeschoss hinunter. Dort betraten sie die Pausenhalle und klopften an der Tür des Hausmeisterbüros, eine graue Metalltür auf der rechten Seite. Nach kurzer Zeit wurde die Tür geöffnet und der Hausmeister stand vor ihnen. „Wie kann ich euch helfen?“ „Wir suchen eine kleine Kuscheltier-Maus. Hat sie jemand bei Ihnen abgegeben?“ Der Hausmeister überlegte kurz. „Eine Kuscheltier-Maus sagtet ihr? So eine kleine weiße Plüschmaus?“ Paula nickte aufgeregt. „Ja, ja genau die!“ Der Hausmeister wurde ernst. „Ja, also eure Maus wurde tatsächlich bei mir abgegeben, aber ich habe sie nicht mehr. Eine Putzfrau hat sie mir gebracht und ich habe sie im Sekretariat abgegeben, falls sie jemand sucht.“ „Okay, vielen Dank für Ihre Hilfe. Wir werden im Sekretariat nachfragen“, meinte Felix und verabschiedete sich vom Hausmeister. „Mist, wir waren zu spät!“, fluchte Paula. „Komm, lass uns im Sekretariat nachfragen.“

Die beiden verließen die Pausenhalle und gingen erneut ins Treppenhaus. Dieses Mal mussten sie nur ein Stockwerk hinauf, denn das Sekretariat lag direkt über der PausenhalleSo steuerten sie auf den „Verwaltungstrakt“ zu. Sie liefen am Klassenbuchregal vorbei und betraten den Gang, in dem sich das Sekretariat befand. Rechts befanden sich Büros und am Ende des Gangs, nun aber auf der linken Seite, lag das Sekretariat. Sie klopften an die Tür und traten ein. Hinter dem Tresen saßen Frau Odenwald und Frau Schick an ihren Schreibtischen und besprachen etwas mit dem Schulleiter Herr Dr. Brüdigam. Dieser sah auf und kam auf Paula und Felix zu. „Wie kann ich euch helfen?“ „Wir suchen ein Klassen-Maskottchen, eine kleine weiße Plüschmaus“, schilderte Paula erneut ihr Problem und der Schulleiter nickte. „Ja, der Hausmeister hat es heute morgen hier vorbeigebracht.“ „Super! Können wir es zurückhaben?“ Er seufzte. „Wir wussten nicht, dass es euch gehört. Wir waren uns sicher, dass die kleine Maus in den Theaterkeller gehört und haben sie zu den Kostümen gelegt.“ Paula seufzte enttäuscht. „Trotzdem Danke für ihre Hilfe.“ Sie verabschiedeten sich und liefen zurück ins Treppenhaus.

„Ich würde meiner kleinen Schwester so gerne helfen. Lass uns weitersuchen, ich bin mir sicher, wir werden ihr Maskottchen finden.“ Sie liefen ein Stockwerk tiefer und durchquerten erneut den A-Trakt, vorbei an dem Klassenraum von Elisa und Ben. Am Ende des Gangs angelangt, bogen sie nach rechts ab und stiegen die Treppenstufen hinunter, die zum Theaterkeller führten. Die Tür stand offen und sie spähten vorsichtig um die Ecke. „Hallo? Ist hier jemand?“, rief Paula in den dunklen Raum hinein, aber alles blieb still. „Sucht ihr etwas?“, erklang plötzlich die Stimme einer Schülerin hinter ihnen und die beiden zuckten zusammen. „Mein Gott, hast du uns erschreckt!“, rief Felix und lachte. „Wir suchen das Klassen-Maskottchen meiner Schwester. Eine kleine weiße Plüschmaus.“ Das Mädchen schaute die beiden nachdenklich an. „Ja, die habe ich heute morgen hier gesehen. Wir haben uns gewundert, wo sie herkommt, und unsere Lehrerin hat sie mit ins Lehrerzimmer genommen.“ Paula und Felix schauten sich an. Das war doch wie verhext! „Okay, danke für deine Hilfe.“ Die beiden verließen den Keller und standen erneut im A-Trakt. „Wollen wir im Lehrerzimmer nachfragen? Vielleicht haben wir ja ausnahmsweise mal Glück“, überlegte Felix und Paula nickte.

Sie stiegen drei Stockwerke hinauf, bis sie vor der Tür des Lehrerzimmers standen und zaghaft anklopften. Es dauerte ein paar Sekunden, dann wurde die Tür geöffnet. „Ja bitte?“ „Entschuldigen sie die Störung. Wir suchen eine kleine weiße Plüschmaus. Können sie uns helfen?“ Der Lehrer nickte. „Ja, die habe ich vorhin auf einem Tisch liegen sehen.“ Er drehte sich um und rieb sich nachdenklich das Kinn. „Komisch, vorhin lag sie da noch, aber jetzt ist sie nicht mehr da.“ Er wendete sich Paula und Felix zu. „Wartet kurz, ich werde mal nachfragen.“ Mit diesen Worten ging er zurück ins Lehrerzimmer und kam kurze Zeit später wieder zurück. „Frau Reith hat sie mitgenommen, sie meinte, sie gehöre ihrer Klasse.“ Paula und Felix schauten sich verwirrt an. Das war aber nicht Elisas Klassenlehrerin. „Wissen sie, in welchem Raum Frau Reith jetzt Unterricht hat?“ Der Lehrer nickte. „Im F-Trakt über der Mensa.“ „Super, vielen Dank“ Sie verabschiedeten sich und stiegen die Treppenstufen hinunter.

„Also langsam gebe ich es auf“, seufzte Paula. „Es fühlt sich an, als spiele diese Maus ein Spiel mit uns!“ „Wir finden sie. Wir schauen im F-Trakt nach, da müsste sie ja nun sein.“ Erneut im Erdgeschoss angekommen, durchquerten sie die Pausenhalle, auf der linken Seite der große Pausenhof, auf der rechten Seite die Toiletten. Nun gelangten sie in das zweite Treppenhaus, von dem auf der rechten Seite der E-Trakt abging. Geradeaus befand sich eine Tür, die sie auf den oberen Teil des Schulhofes führte. Sie gingen hinaus und stiegen die Metalltreppe zum Mensagebäude hinauf. Der große Essensraum befand sich nun auf der linken Seite, rechts lag der Aufenthaltsraum mit einem Tischkicker und Kaffeeautomaten. Der Duft nach Waffeln lag in der Luft. Direkt vor ihnen befand sich erneut eine Treppe, die ein Stockwerk hinauf führte. Dort lag auf der linken Seite der Proberaum des Blasorchesters und rechts befand sich der F-Trakt. Aus einem der Räume drangen Stimmen und Paula warf Felix einen zufriedenen Blick zu. Sie waren sich sicher, Ella nun gefunden zu haben.

Die beiden klopften an der Tür und öffneten sie. Eine Klasse schaute sie neugierig an. „Wir suchen eine kleine Plüschmaus. Habt ihr sie vielleicht gesehen?“ Paulas Blick wanderte auf die Fensterbank und ein Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. Dort, in einem kleinen Schuhkarton lagen zwei völlig identische Plüschmäuse! „Dann ist das eure?“, fragte Frau Reith und die beiden nickten. „Das muss eine Verwechslung gewesen sein. Ich habe die Maus im Lehrerzimmer gesehen und sofort an unser Klassenmaskottchen gedacht. Ich dachte also, es wäre unseres und habe es mitgenommen.“ Sie ging zur Fensterbank und nahm eine der Mäuse hinaus. „Ihr bekommt sie natürlich zurück.“ Mit einem Lächeln nahmen Paula und Felix die Maus entgegen und verabschiedeten sich.

„Komm, wir müssen sie meiner Schwester zurückgeben.“ Sie liefen den gesamten Weg zurück, bis sie vor dem Klassenraum von Elisa und Ben ankamen. Die große Pause war gerade zu Ende. Elisa sah ihre große Schwester sofort und rannte aufgeregt zu ihr. „Habt ihr sie gefunden?“ Paula hielt ihr lächelnd die kleine Maus hin und Elisa umarmte sie dankbar. „Wer wollte uns denn nun ärgern?“ „Niemand. Die Putzfrau hat sie gefunden und dem Hausmeister gebracht. Von dort aus hat sie eine abenteuerliche Reise durch das gesamte Schulgebäude unternommen und jetzt ist sie zurück.“ Es klingelte zum Unterrichtsbeginn und Paula und Felix machten sich auf den Weg zu ihrer Klasse. „Darüber sollten wir einen Artikel für die Schülerzeitung schreiben!“, lachte Paula und Felix nickte. „Eine gute Idee.“

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