• Freiherr-vom-Stein-Schule _
  • Schülerzeitung _
  • Beitrag

| von Jonah Pavic

»Die Debatte war sehr eintönig«

Im Schulfinale ging es heiß her. Wie die Debatten verliefen und wie die Gewinner auf ihre eigene Leistung blicken.

Am 10. Februar 2023 ist das Regionalfinale von Jugend debattiert im Stadtschloss. Auch Schülerinnen unserer Schule nehmen daran teil. Im Artikel wird ein Blick auf das Schulfinale geworfen und in einem Interview geht die Schulsiegerin Nele auf ihre Einschätzung der Debatten sowie die Bedeutung von Jugend debattiert ein.

Letzte Woche wurde das Schulfinale des Wettbewerbs Jugend debattiert! an unserer Schule ausgetragen. Das Ziel der Schüler, die an dem bundesweiten Wettstreit teilnehmen, ist es, sich gegen vier andere Debattanten und/oder Debattantinnen in den Kategorien Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft durchzusetzen. Dabei übernimmt jeder Teilnehmer unter den Gesichtspunkten der ihnen zugewiesenen Rolle - also der Pro- beziehungsweise Contra-Seite - verschiedene Aufgaben während der Debatte. Im Anschluss wird das Ergebnis von einer unabhängigen, zumeist aus Lehrerinnen und Lehrern bestehenden, Jury verkündet.

Am Mittwoch vergangener Woche haben an der Debatte der Sekundarstufe I Greta Bosold, Fiona Maloku, Thomas Lange und Victoria Nophut teilgenommen. Letztere setzte sich dabei in der Debatte gegen ihre Kontrahenten der Pro-Seite durch. Für die Rolle der Ersatzkandidatin - den zweiten Platz also - hat sich Greta Bosold qualifiziert. Diskutiert haben die Schülerinnen und Schüler, ob privates Silvesterfeuerwerk verboten werden sollte. Die Contra-Seite machte vor allem darauf aufmerksam, dass ein Verkaufsverbot einige Schwierigkeiten, wie beispielsweise die Beschaffung von Feuerwerkskörpern aus dem Ausland, zur Folge hat. Dem entgegneten die Befürworter, dass die große Himmelserleuchtung jedes Jahr viele lebensgefährliche Unfälle verursache.

Von der Sekundarstufe II debattierten im Anschluss Samira Auth, Samuel Werner, Lioba Diel und Nele Vogel, ob Angriffe auf Kunstwerke härter bestraft werden sollten. Gewinnerin der Debatte wurde Nele Vogel von der Gegenseite. Sie kritisierte, dass die Angriffe auf Kunstwerke eine legitime Form des Protests seien - vor allem unter dem Aspekt der Dringlichkeit, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Die Pro-Seite mit der zweitplatzierten Lioba Diel entgegnete: Die Beschädigung an Kunstwerken sei respektlos den Künstlern gegenüber. Außerdem verdienten die Kunstwerke den höchsten staatlichen Schutz - auch durch höhere Strafen und die damit einhergehende größere Abschreckung.

Für die beiden Elftklässlerinnen geht es nächsten Freitag zum Regionalfinale ins Stadtschloss. Dieses wird nochmals schwerer werden, da die Debattierenden erst kurz vor Beginn der Debatte ihre Position erfahren.

 

Wie blicken die Siegerinnen unseres Schulfinales also auf ihre letzte Debatte zurück und wie stehen ihre Chancen in der anstehenden Debatte?

DIE STEIN: Nele, du konntest dich im Schulfinale gegen deine Kontrahenten durchsetzen und bist als Siegerin aus der Vorrunde hervorgegangen. Wie stehst du der Meinung der Jury gegenüber. Ist dein Sieg in deinen Augen gerechtfertigt?

Nele: Ich finde es auf jeden Fall richtig, dass Lioba Zweitplatzierte geworden - beziehungsweise weiter-gekommen ist. Und da mir negativ angerechnet wurde, dass ich oft die Zeit überzogen habe, der Rest aber positiv bewertet worden war, kann ich auch mit meinem Sieg glücklich sein.

DIE STEIN: Bist du mit deiner eigenen Leistung zufrieden? In welchen Aspekten könntest du dich deiner Meinung nach verbessern?

Nele: Nein, mit meiner eigenen Leistung bin ich nicht zufrieden. Die Debatte war insgesamt sehr eintönig. Anstatt viele verschiedene Themen zu diskutieren haben wir uns vor allem auf die Rechtslage festgefahren. Hier wäre es während der freien Aussprache besser gewesen, einen Schlussstrich zu ziehen und die Debatte in eine andere Richtung zu lenken.

DIE STEIN: Hast du in den Debatten deine eigene Meinung vertreten? Ist es dir schwergefallen Argumente zu finden und auszuführen?

Nele: Ich fand es nicht besonders schwierig, Argumente zu finden und habe auch größtenteils meine eigene Meinung vertreten. Die Fragestellung erlaubte es eben, viel mit der Moral der Klimaaktivisten zu argumentieren. Außerdem finde ich, dass härtere Strafen in unserem bestehenden Rechtssystem keinen Sinn machen. Das führt zu Kollisionen. Die Gegenseite hat soweit ich mich erinnere 3 Jahre als härtere Strafen vorgeschlagen. Das ist das gleiche Strafmaß wie eine Körperverletzung mit Todesfolge.

DIE STEIN: Bei Jugend debattiert! geht es ja vor allem darum, dass die Pro-Seite einen geeigneten Vorschlag findet. Hättest du dich in dieser Debatte für härtere Strafen aussprechen müssen, wie hätte dein Vorschlag ausgesehen? Fandest du die Fragestellung beider Seiten gegenüber fair?

Nele: Ich glaube, dass mein Vorschlag darauf abziele, die gegenwärtige Rechtslage verstärkt durchzusetzen. Ob das dann wiederum eine echte Form von härterer Strafe wäre, ist eine andere Sache. Eine solche Fragestellung finde ich eben sehr misslungen, da Pro kaum Freiraum gelassen wird, einen ordentlichen Vorschlag zu entwickeln, da die Gegenpartei  immer wieder auf die gleichen Punkte hinweisen kann. Die Debatte um das Pflichtsozialjahr aus der Vorrunde war besser gewählt, weil es hier für beide Seiten aus vielen verschiedenen Gebieten gute Ausgangspunkte für eine starke Argumentation gibt. Es ist eben schwer, eine geeignete Frage zu finden. Ich denke, dass jede Debatte einen gewissen Vorteil für eine der beiden Seiten bietet.

DIE STEIN: Mit deinem Sieg geht natürlich auch die Teilnahme am Regionalfinale einher. Um welches Thema geht es? Wie blickst du auf die kommende Debatte und wie gut schätzt du  deine Chancen auf einen Sieg ein?

Nele: Ich freue mich auf die Debatte. Es geht um die Frage, ob auch Privathaushalte zur Katastrophenvorsorge verpflichtet werden sollen. Das ist meiner Meinung nach etwas, was jeden interessiert - beziehungsweise etwas angeht. Schließlich leben wir alle in einem Eigenheim oder einer Wohnung. Ob ich gewinnen kann, ist noch sehr schwierig einzuschätzen. Zum einen weiß ich noch nicht, wer meine Kontrahenten sind, und kann mich somit auch nicht auf einen bestimmten Argumentationsstil einstellen. Zum anderen ist meine Position ja auch noch nicht bekannt, weshalb ich mich auf beide Positionen gleich gut vorbereiten muss, was keine leichte Aufgabe ist. Trotzdem blicke ich optimistisch auf die Debatte.

DIE STEIN: Nele, letztes Jahr hat unter dem Insta-Post unserer Schülerzeitung jemand behauptet, Jugend debattiert! sei ein demokratiefeindlicher Wettbewerb. Obwohl diese Aussage Unsinn ist, wirft sie einige interessante Fragen auf: Wie stehst du zu dem Wettbewerb und inwiefern kann er unserer Demokratie Stabilität verleihen? Gibt es bessere Möglichkeiten unserer und den zukünftigen Generationen die Werte einer Demokratie zu vermitteln?

NELE: Jugend debattiert! ist auf jeden Fall ein gutes Konzept. Man lernt, wie man seine Meinung zu formulieren hat, sodass sie jeder versteht. Dadurch setzt man sich automatisch mit anderen Meinungen aus-einander und begreift, weshalb eben nicht jeder die gleiche Meinung hat. Somit werden auch grunddemokratische Werte wie Meinungsfreiheit vermittelt. Des Weiteren werden keine Behauptungen einfach so in den Raum geworfen, man stützt sich auf faktenbasierte Datensätze und lernt, seriöse von unseriösen Informationen zu trennen. All das sind hilfreiche Eigenschaften im späteren Leben. Zum Beispiel bei der Arbeit.

DIE STEIN: Findest du, dass diese Werte auch jetzt gerade in unserer Gesellschaft durchgesetzt werden?

Nele: Nein, das ist leider nicht so. Es wird eben nicht jeder Gruppe zugehört und generell spalten wir uns ja immer weiter auf. Das ist ein Problem, an dem man arbeiten sollte und auch muss.

DIE STEIN: Jugend debattiert! stellt hier deiner Meinung nach also einen Ansatz dar, dieses Problem anzugehen?

Nele: Ja. Andere Meinungen sollten nicht einfach abgeblockt werden, weil sie aus der falschen Richtung kommen. Und Jugend debattiert! stellt geht hier den ersten Schritt. Damit ist es aber natürlich noch nicht getan. Das Problem betrifft ja die gesamte Gesellschaft. Da braucht es verschiedene Ansätze für verschiedene Querschnitte. Ansonsten feuert man das Problem nur noch mehr an.

Zurück

DELF DALF eDELEMINTCERTI LINGUA

TOP