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| von Greta Bosold

„Das Beste an meinem Job ist, dass man sich mit den Themen beschäftigen kann, die man liebt“

Ein Interview mit dem Referendar David Müller

Ihr wolltet immer schon mal wissen, warum eure Lehrerinnen und Lehrer überhaupt diesen Beruf gewählt haben, was sie über Schule denken und was sie so in ihrer Freizeit machen? Wir haben einige von ihnen interviewt und die Antworten erhaltet ihr hier.

Wie lange sind Sie bereits als Lehrer tätig?

Als Lehrer tätig bin ich offiziell seit Mai letzten Jahres, seit diesem Zeitpunkt bin ich hier Referendar. Zuvor habe ich aber schon ein bisschen unterrichtet, also ich hatte einen Tv-H-Vertrag an der Richard-Müller-Schule, wo ich Förderunterricht gegeben habe im Rahmen des Corona-Projektes Löwenstark.

Seit Mai sind sie also auch an dieser Schule tätig?

Genau, richtig.

Welche Fächer unterrichten Sie?

Deutsch und Geschichte.

Warum haben Sie sich für diese Fächer entschieden?

Das ist eine längere Geschichte, naja wobei, eigentlich gar keine so lange. Ich habe immer schon Geschichte wahnsinnig gerne gemacht, das hat mich schon seit meiner frühesten Kindheit interessiert und das war eigentlich der Hauptgrund, warum ich überhaupt studiert habe. Ich wollte mehr über die Geschichte erfahren und mein Wissen darin vertiefen. Eigentlich wollte ich promovieren in Geschichte und eine Uni-Karriere anstreben, aber aufgrund der schlechten Lage an den Universitäten, was Jobaussichten angeht, und da mir das Unterrichten auch immer schon Spaß gemacht hat, bin ich dann zum Lehramt gekommen. Da man das sehr gut mit Geschichte verbinden kann, ist es das Fach Geschichte geworden. Und da ich mich auch sehr für Literatur sehr interessiere, ist dazu noch Deutsch gekommen.

Wann haben Sie beschlossen, Lehrkraft zu werden und was hat Sie dazu bewegt?

Beschlossen Lehrkraft zu werden, habe ich relativ früh - zu Beginn des Studiums. Ich habe 2014 mit dem Studium angefangen und, wie gesagt, erst war der Plan Geschichte auf Master zu studieren, aber dann im Laufe der Zeit erschien mir Lehramt dann doch als sinnvoller, und als „freudespendender“, da ich auch an der Uni dann schon die anderen Studenten unterrichtet habe. Ich war Tutor an der Uni und das Unterrichten hat mir immer super viel Spaß gemacht. Ich habe ein kleines Patenkind, das ich schon oft ein bisschen unterrichtet habe, ja, und so bin ich da reingekommen.

Was ist das Beste an ihrem Job?

Das Beste an meinem Job ist, dass man sich mit den Themen beschäftigen kann, die man liebt und das gleichzeitig den jüngeren Generationen vermitteln kann. Und wenn es dann gelingt, mal wirklich Freude und Beteiligung für ein Thema oder ein Fach zu entfachen, was ja durchaus mal vorkommt, dann ist das eine hohe Befriedigung.

Wie sah ihre bisher furchtbarste Schulstunde aus?

Also eine ganz schlimme Schulstunde habe ich tatsächlich noch gar nicht erlebt, die Schüler an der Stein-Schule sind da ja sehr vorbildlich in der Hinsicht. Aber die schlimmste Schulstunde war in einer 6. Klasse. Kurz nachdem ich von der Uni an die Schule gekommen bin, war ich noch total im Fachwissen von der Uni drin und ich habe  einen Text bearbeiten lassen, mit dem ich die Sechstklässler total überfordert habe. Niemand hat irgendetwas verstanden, und keiner wusste, was ich von ihnen wollte. Dann ist mir aber gleich klar geworden: „Du bist jetzt an der Schule und musst dich langsam mal umstellen, denn das sind ja Kinder und keine Erwachsenen!“. Und das war wirklich eine Stunde, in der man das gemerkt hat, weil niemand folgen konnte und nur Fragezeichen in den Augen waren. Die schlimmste Stunde hatte also nichts mit Stören der Schüler zu tun, sondern das war dann tatsächlich eine fehlende Einstellung auf die Schüler.

Wie sah Ihre bisher beste Schulstunde aus?

Die beste Schulstunde war eine zu „Jugend Debattiert“, zu einem Thema, das die Schüler selbst gewählt haben. Das war „Sollen Hausaufgaben abgeschafft werden?“, und die Beteiligung ist natürlich dementsprechend hoch gewesen. Man hat gemerkt, dass die Klasse wirklich voll bei der Sache war und sich engagiert hat und auch, dass das Debattieren ihnen anscheinend dann doch was gebracht hat, oder zumindest auch ein bisschen Spaß gemacht hat. Und das war die schönste Stunde bislang.

Was war der bisher lustigste Moment im Schulalltag, z.B. im Unterricht?

Hm, der lustigste Moment… meinst du im Alltag oder auch was z.B. das Lehrerzimmer angeht? Ne ne, also ich darf auch nicht zu sehr aus dem Nähkästchen plaudern. Aber die lustigsten Momente sind immer die, wenn junge Schülerinnen und Schüler aus dem Nähkästchen plaudern und erzählen, was die Mama und der Papa zuhause so machen, aber da will ich jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, um da nichts zu verraten, aber da kommen schon ganz lustige Sachen raus!

In welchem Alter, würden Sie sagen, sind Schüler am schwierigsten?

Da gibt es eigentlich so zwei Altersgruppen, einmal die ganz jungen Schülerinnen und Schüler, also so die 5er und 6er, die auch erst an das Arbeiten am Gymnasium ein bisschen herangeführt werden müssen, das ist sehr anstrengend für die Lehrkraft, ist aber wiederum auch schön, weil die sich eben für alles begeistern können. Und dann natürlich in der Pubertät, also 7. und 8. Klasse, was aber auch verständlich ist. Es gibt ja durchaus auch Pädagogen, die sagen, dass Siebt- und Achtklässler eigentlich in der Schule gar nichts verloren haben, die sollten im Leben irgendwas tun, eine Weltumseglung oder sowas.

Macht das Unterrichten im Laufe der Jahre, oder bei Ihnen eher im Laufe der Zeit mehr oder eher weniger Spaß?

Ich habe ja noch nicht so viel Berufserfahrung, aber es macht eigentlich immer mehr Spaß, weil man ja selbst auch ein bisschen professioneller wird und dann funktionieren natürlich auch Kleinigkeiten immer besser. Wenn dann die Schülerinnen und Schüler wissen, was man von ihnen will und man hat sich so eingegrooved und die Stunden laufen immer ganz gut ab, dann kann man natürlich auch mehr in die Tiefe gehen und dann macht es auch mehr Spaß. Also im Moment würde ich noch sagen, es macht mehr Spaß, mal sehen, wie‘s in 5 Jahren aussieht…

Was ist die größte Herausforderung an der Arbeit mit Kindern?

Die größte Herausforderung ist eigentlich eine Aufgabe, die nicht zu bewältigen ist: dass man jedem Schüler und jeder Schülerin irgendwie individuell gerecht werden muss und dass alle unterschiedliche Probleme oder Erwartungen, Interessen und Talente mitbringen. Man muss versuchen, alles irgendwie unter einen Hut zu bekommen, man muss Erzieher, Motivator, Wissensvermittler, alles in einem sein, und das ist sehr schwer zu leisten bei diesen großen Klassen. Jedem Schüler individuell gerecht zu werden und ihn bestmöglich zu fördern und dann natürlich auch die Interessen zu wecken, da wo sie liegen, und zu fördern.

Welches Schulfach haben Sie in Ihrer Schulzeit am meisten und welches am wenigsten

gemocht?

Am meisten gemocht habe ich Geschichte, am wenigsten gemocht… da gibt es einige, am allerwenigsten Physik. Physik, Chemie, Mathe, also ich war einer von den Geisteswissenschaftlern, die keine Ahnung von Naturwissenschaften haben.

Welche war die schlechteste Note, die Sie jemals geschrieben haben?

Die schlechteste Note, die ich geschrieben habe, war eine 6 und das war in Musik zum Thema Notenlehre, da habe ich eine 6 geschrieben.

Was würden Sie anders machen, wenn Sie noch einmal Schüler sein könnten?

Tatsächlich würde ich mich nicht so verrückt machen. Das klingt jetzt natürlich doof, aber gerade in der Mittelstufe, wenn man ganz gut durchkommt, dann sollte man sich nicht über jede 2, wenn es eigentlich eine 1 hätte sein sollen, oder um jede 3, wenn es eigentlich eine 2 hätte sein sollen, zu viele Gedanken machen. Das schafft wirklich mehr Lebensqualität und mehr Freude am Leben. Schule ist dann doch nicht alles, man sollte natürlich einigermaßen durchkommen, aber man sollte sich auch nicht zu viele Gedanken machen.

Haben Sie als Schüler oft Streiche gespielt und wenn ja, welcher war der lustigste?

Nein, ich war eigentlich so der Lehrerliebling, muss ich sagen, und wir waren auch die Lehrerlieblingsklasse, die „f“ wie „fantastisch“. Richtig Streiche gespielt haben wir eigentlich nicht, wir haben immer nur den Steinschülern Streiche gespielt, weil wir ja am Domgymnasium waren. Aber das erst, als wir etwas älter waren. Wir sind dann nach dem Abitur zum Beispiel hier einmarschiert in die Steinschule und haben alles auf den Kopf gestellt, mit Partymusik und so, das war glaube ich so der Steinschul-Streich von den Domgymnasiasten, daran kann ich mich erinnern.

Wie erholen Sie sich am besten von uns Schülern oder auch vom Schulalltag?

Naja, eher vom Schulalltag, von den Schülern muss man sich ja meist gar nicht erholen. Ich setzte mich auf mein Rennrad und fahre in die Rhön, also ich mache Sport, wenn’s irgendwie passt.

Welche Musik hören Sie am liebsten?

Musik… also alles, was nach den 80ern kam, ist keine Musik, das heißt, nur Oldies, am liebsten höre ich tatsächlich „The Doors“.

Wer ist ihr Lieblingspromi?

Also mein Vorbild und die Person, die mich politisch beeinflusst, ist eigentlich Glenn Greenwald, das ist ein Journalist aus den USA. Der hat z.B. die Snowden-Reportagen gemacht und hat zu Brasilien sehr viel gemacht. Er ist politisch sehr engagiert und hat ganz viele internationale Stories von Rang gebracht, verteidigt z.B. auch Julian Assange, also Anwalt und Journalist.

Was ist ihr Lieblingsfilm?

Das ist eine ganz schwere Frage, ich habe so viele Filme, die ich sehr gerne schaue. Mein Lieblingsfilm … vielleicht „Brügge sehen… und sterben?“.

Was ist ihr Lieblingsbuch?

Mein Lieblingsbuch ist auch sehr schwer, weil es so viele gibt. Mein Lieblingsbuch der Weltliteratur ist das Theaterstück „Leonce und Lena“ von Büchner. Und was die Belletristik, also die Unterhaltungsliteratur, angeht, würde ich tatsächlich aufgrund meiner Jugendprägung die „Harry Potter“-Reihe nennen.

In welches Land würden Sie gerne reisen und warum?

Da nehme ich eins, wo ich noch nicht war: Norwegen, weil das eine ganz fantastische Landschaft ist, und ich die Natur über alles liebe, gerne wandern gehe und Rad fahre und man kann dort alles verbinden.

Vielen Dank für das Interview!

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