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| von Léoni Liv Thomas

"Man bleibt jung, weil man sich ständig mit Jüngeren beschäftigt"

Ein Interview mit Frau Fröhlich

Wolltest du schon immer mal wissen, ob Lehrer in ihrer Schulzeit genauso waren wie jetzt? Finde es heraus und lies ein Interview mit unserer Deutsch-, Englisch- und DaZ-Lehrerin Frau Fröhlich.

Wie lange sind Sie bereits an unserer Schule tätig?

An unserer Schule tätig bin ich als Lehrerin seit dem Sommer 2011. Und bis 1997 war ich auf der anderen Seite des Pults.

Wann haben Sie beschlossen, Lehrkraft zu werden und was hat Sie dazu bewegt?

Der Englischunterricht von Herrn Tölch [Herr Tölch war bis vor wenigen Jahren Lehrkraft an unserer Schule]. Damals habe ich zum ersten Mal darüber nachgedacht und letztendlich habe ich dann beschlossen, wirklich Lehrerin zu werden, als ich zum Assistant-Teaching in England war. Dort hat mich ein reichlich dynamischer Englischlehrer, an dessen Englischunterricht ich teilnehmen und mit dem ich zusammenarbeiten durfte, dazu bewegt.

Welche Fächer unterrichten Sie?

Ich unterrichte Deutsch, Englisch und DaZ. DaZ ist Deutsch als Zweitsprache, z.B. für Kinder, die aktuell aus der Ukraine zu uns kommen, aber auch für Kinder, die aus Afghanistan, Syrien usw. geflüchtet sind und die in unser Schulsystem eingearbeitet werden aufgenommen werden und ankommen wollen.

Was ist das Beste an Ihrem Job?

Das Beste ist, dass man jung bleibt, weil man sich ständig mit Jüngeren beschäftigt und man deswegen die Trends ein bisschen mitbekommt - manche fragwürdigen, aber auch die guten Trends. Man bleibt einfach mental jünger.

Wie sah Ihre furchtbarste Schulstunde aus?

Das war auch während des Assistant-Teachings in England, als ich zum ersten Mal ganz allein Vertretung machen durfte. Das war aus versicherungstechnischen Gründen eigentlich nicht erlaubt. Aber das Schlimmste kam eigentlich nachher: ich hatte eine total zerknautschte Zigarette eines Neuntklässlers zerrissen und in den Müll geworfen. Ich habe nachher Ärger bekommen, weil ich eine Zigarette, die eigentlich als Eigentum des Schülers gilt, nicht hätte zerstören dürfen. Ich hätte sie ihm eigentlich sogar ersetzen müssen. Da war ich ein bisschen leichtgläubig, deshalb war das die schlimmste Unterrichtsstunde. Aber man lernt aus Fehlern.

In welchem Alter sind Schüler Ihrer Meinung nach am schwierigsten?

Ich würde sagen in den Jahrgangsstufen 8 und 9. Weil da so die Pubertät langsam zu Ende geht, also da ist das Gehirn dann fast vollkommen umgebildet, aber die Hormone spielen total verrückt. Ich mache das immer an den Jungs fest, wenn sie nicht so genau wissen, ob sie den Schatten auf ihren Oberlippen abrasieren, oder morgens 5 Minuten länger schlafen sollen.

Macht das Unterrichten im Laufe der Jahre eher weniger oder eher mehr Spaß?

Am Anfang, wenn man noch ziemlich jung ist, muss man natürlich erst mal versuchen, sich durchzusetzen. Aber ich würde es nicht vom Alter abhängig machen, sondern von jeder Lerngruppe und in jedem Schuljahr neu, also was hat man so für einen Stundenplan und was hat man für Lerngruppen. Ich glaube und hoffe, das ist eher altersunabhängig.

Was ist die größte Herausforderung an der Arbeit mit Kindern?

Das kann ich auch wieder an einem Beispiel festmachen: ich war drei Wochen lang vollständige Lehrkraft, also nicht mehr im Referendariat. Und dann wurde ich plötzlich von Kollegen auf dem Gang angehalten, die mir erzählten, dass gerade zwei Jungs - und ich habe beide unterrichtet - aus dem Unterricht rausgenommen wurden. Der eine war damals in Klasse 9, der anderen in Klasse 10, und deren Vater war auf dem Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad von einem LKW tödlich überfahren worden. Es war herausfordernd, die beiden die nächsten paar Wochen zu unterrichten. Der eine konnte die Trauer nicht aushalten und ist eben in den Unterricht gekommen. Den mussten wir dort auffangen. Der andere ist nach 5-6 Wochen zurückgekommen, weil er seiner Mutter helfen musste, alles zu organisieren. Die größte Herausforderung ist also, den Kindern und Jugendlichen, denen etwas ganz Schlimmes passiert, den Weg in den Schulalltag wieder zu erleichtern.

Welches Schulfach haben Sie in ihrer Schulzeit am meisten und welches am wenigsten gemacht?

Ich mochte Englisch am meisten. Und wenn wir als Klasse mit nur zwei Mädchen bei 21 Jungs Handball gespielt haben, dann mochte ich Sport am wenigsten. Ein Jahr lang war es aber auch Religion, denn hier mussten wir eigentlich nur Begriffe auswendig lernen, ohne sie zu durchdringen.

Welche war die schlechteste Note, die sie jemals geschrieben haben?

Es war eine vier minus, in Deutsch. Und einmal haben wir uns als Klasse, weil ein Großteil von uns Mathe nicht verstanden hat, vorher abgesprochen, dass wir alle Fünfer oder Sechser schreiben, damit auch diejenigen eine Chance haben, die es vorher nicht verstanden haben. Wir haben also darauf spekuliert, dass die Arbeit nachgeschrieben wird, und haben das auch durchgesetzt. Die nächste wurde auch besser. Wir hatten das so im Vorhinein im Klassenverband geplant, das war mit Absicht.

Was würden sie tun, wenn so ein Vorfall bei ihnen vorkäme?

Naja, ich würde dann mit der Klasse darüber sprechen, ob sich etwas am Unterricht ändern muss, ob der Sitzplan geändert werden muss, ob ich besser erklären muss oder sonstiges. Man muss als Lehrer dann definitiv darüber sprechen, denn das ist ein Signal.

Was würden sie anders machen, wenn sie noch einmal Schülerin sein könnten?

Ich würde mehr Streiche spielen, da ich denke, dass ich früher zu brav war. Und ich würde, wenn mich jemand in einer Arbeit etwas fragt, manchmal die falsche Lösung vorsagen. Da Lernen sich auf jeden Fall lohnt und es einem (meistens) im Leben weiterhilft.

Haben Sie als Schülerin oft Streiche gespielt und wenn ja, welcher war der lustigste?

Ich war zu brav, aber wir haben mal als ganze Klasse etwas gemacht, das total albern war. Wir hatten einen Mathe-Lehrer, dessen Reißverschluss an der Hose offenstand, und deshalb haben uns untereinander Briefe geschrieben, wann wir es ihm sagen wollen.  Am Ende der Stunde hat es die ganze Klasse dann gemeinsam gesagt. Das ist echt doof und insofern denke ich, dass es echt bessere Streiche gibt. Ich denke, wenn ich heute den ein oder anderen Spruch zu Schülern mache, dann bin ich frecher als früher.

Wie erholen Sie sich am besten von uns Schülern in unserer Klasse 6 und unterrichten Sie uns immer gern?

Es kommt drauf an, was man euch wann für Aufgaben gibt und wann man euch am Tag hat und wer krank ist und wie viele am Anfang der Stunde die Dinge verstanden haben und dann muss man noch mal überlegen, ob man wieder eine weitere Wiederholungsschleife zum Üben durchläuft oder etwas Neues macht.

Ich erhole mich ganz sicher auf dem Fahrrad und wenn das Fahrrad nicht geht, dann auf dem Rudergerät.

Welche Musik hören Sie am liebsten?

Das ist jetzt total schräg, aber ich höre gerne Musik aus dem Norden Europas, z.B. auch Folk von den Färöern und samische Künstler [Urvolk in Nordnorwegen und Finnland].

Wer ist Ihr Lieblingspromi?

Als Schauspieler ist Kenneth Branagh mein Lieblingspromi, aber den kennt eure Generation nicht mehr so. Der hatte, als ich Abi gemacht habe, seine größten Auftritte, zum Beispiel als Hamlet im Kino. Und als seriöser Promi, also politisch, Jens Stoltenberg. Er war mal norwegischer Ministerpräsident und ist jetzt NATO-Generalsekretär. Ich finde, er geht das sehr diplomatisch, aber auch äußerst entschlossen an – und das schlicht sowie eindringlich.

In welches Land würden Sie gern reisen und warum?

Ich würde gerne mal in Armenien und in den Nachbarländern von Armenien wandern, weil ich die Landschaft unheimlich spannend finde und weil man zum Beispiel den Berg Ararat, der in der Türkei liegt, aus der Ferne sehen kann.

Bis zur nächsten Stunde und danke für das Interview!

 

 

 

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