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"Ich wollte nie was anderes werden"

Ein Interview mit Clemens Groß

Ihr wolltet immer schon mal wissen, warum eure Lehrerinnen und Lehrer überhaupt diesen Beruf gewählt haben, was sie über Schule denken und was sie so in ihrer Freizeit machen? Wir haben einige von ihnen interviewt und die Antworten erhaltet ihr hier.

Wie lange sind Sie bereits an der Schule tätig?

Seit 2006.

Wann haben Sie beschlossen, Lehrer zu werden, und was hat Sie dazu bewegt?

Ich habe das im ersten Schuljahr beschlossen. Ich wollte nie was anderes werden, hatte nie Polizist oder Pilot als Traumberuf, ich wollte schon immer Lehrer werden, und ich selbst hatte einen wahnsinnig tollen Lehrer.

Was ist das Beste an Ihrem Job und warum?

Dass kein Tag ist wie der andere, keine Stunde wie die andere, dass jeder Tag und jede Unterrichtsstunde eine Herausforderung ist, die Spaß macht und Neues bringt.

Was war Ihre furchtbarste Schulstunde, was Ihre lustigste?

Das ist total schwierig zu sagen. Also jede Stunde, in der man in den Flow reinkommt, ist eine gute Stunde. Wenn es plötzlich gongt und man sagt „Huch? Jetzt gongt’s schon?“… Lustigste Stunden, das ist echt schwierig. Und eine furchtbarste Stunde… Ich finde es furchtbar, wenn ich mir etwas überlegt habe und es klappt im Unterricht nicht, und es liegt daran, dass ich es nicht richtig vorbereitet habe. Da leide ich drunter. Das ist nicht schön. Wenn etwas nicht funktioniert und ich habe keine Zeit gehabt zum Vorbereiten, dann ist das okay, ja, aber wenn ich es einfach nicht gemacht habe und es klappt nicht oder so, das ist echt doof. Das finde ich fürchterlich. Aber eine konkrete schrecklichste Stunde habe ich nicht im Kopf.

In welchem Alter sind Schüler am schwierigsten?

Für meine Fächer (Anm. d. Redaktion: Mathematik und Chemie) ist das einfach zu beantworten. Das ist die Pubertät, also Ende der siebten bis Ende der neunten Klasse. Für so abstrakte Fächer sind das definitiv die schwierigsten, weil die Schüler einfach nicht abstrakt genug denken können, um das wirklich vollständig zu durchdringen, der Lehrplan aber davon ausgeht, dass die Schüler schon genug Abstrahierungsvermögen haben.

Macht das Unterrichten im Laufe der Jahre eher mehr oder eher weniger Spaß?

Also, ich habe schon immer total viel Spaß am Unterrichten, und es wird auf jeden Fall nicht weniger, ich weiß nicht, ob das steigerungsfähig ist, aber weniger wird es nicht.

Was ist die größte Herausforderung an der Arbeit mit Kindern?

Jedem gerecht zu werden. Und ich glaube, das ist das Schwierigste. Diese Individualisierung, die wir machen sollen, ist ganz wichtig, und da ist die Überlegung: Was schaffe ich, ohne mich selbst aufzuopfern? Ich muss ja selber auch noch irgendwie Kraft für alles haben. Da muss man so einen Weg finden, wie ich möglichst vielen Schülern möglichst gut helfen kann, aber trotzdem noch selbst gesund bleibe.

Welches Schulfach haben Sie in Ihrer Schulzeit am meisten oder am wenigsten gemocht?

Ich habe Sport sehr gerne gemacht, aber ich habe auch Mathematik sehr gerne gemacht, und Chemie ebenfalls, die letzten beiden waren auch meine Leistungskurse. Am wenigsten gemocht? Das hing sehr stark vom Lehrer ab. Ich habe eine Zeit lang auch mal Sport am wenigsten gemocht, weil ich so einen Vollidioten als Lehrer hatte. Aber ich glaube, die Fächer, die am meisten an mir vorbeigezogen sind, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen, waren PoWi, Geschichte, so was, da bin ich sehr frei von.

Was war die schlechteste Note, die Sie jemals geschrieben haben?

Eine Sechs. Sechs für Abschreiben in Mathematik, aber ich habe gar nicht abgeschrieben, es war bloß der Lehrer, der das gesagt hat. In der Woche vorher war ich krank, und ich wusste nicht, dass wir eine Arbeit schreiben. Der Lehrer fragte, ob ich mitschreiben wolle, und ich sagte, ja, das ist okay, aber ich habe keinen Taschenrechner dabei. Er meinte, das sei kein Problem, ich sollte einfach meinen Nachbarn fragen, wenn ich einen brauchte. Dann habe ich den Nachbarn gefragt, mein Lehrer sagte, ich hätte abgeschrieben. Daraufhin habe ich ihm die Arbeit nach vorne gebracht und gesagt: „Wenn Sie glauben, dass ich das nötig habe, bin ich sehr enttäuscht von Ihnen.“ Und dann bin ich rausgegangen. Das war eine glatte Sechs, aber die nächste Klausur war wieder eine Eins, da war es okay.

Was würden Sie anders machen, wenn Sie noch einmal Schüler sein könnten?

Das ist eine echt gute Frage. Ich habe, glaube ich, auch vieles schon richtig gemacht. Ich habe mich nicht verrückt gemacht in der Schule. Ich würde heute vielleicht in Französisch besser aufpassen, weil ich heute weiß, wie schön, wie wundervoll diese Sprache ist. Das macht nach der Schule sehr viel mehr Arbeit, das zu lernen. Aber ansonsten habe ich schon viel gemacht, ich war in der SV tätig, ich war ein halbes Jahr lang im Ausland, ich habe sehr, sehr viel mitgenommen aus der Schule und habe meine Schulzeit sehr genossen, sodass ich überlegt habe, ob es sich lohnt, im Abi durchzufallen, sodass ich noch ein Jahr länger auf der Schule bleiben kann.

Haben Sie als Schüler oft Streiche gespielt und wenn ja, was war der lustigste?

Wir haben sehr, sehr gerne Streiche gespielt. Wir haben so viele Streiche gespielt, dass wir die Klasse waren, die den Klassenraum immer direkt über dem Zimmer des Schulleiters bekommen hat. Wir haben immer gleich am Anfang, sobald wir einen neuen Lehrer bekommen haben, gesagt, wir müssen einen Wandertag machen, am besten in den ersten vier Wochen, weil wir spätestens nach vier Wochen wieder alle Wandertage gestrichen bekommen haben. Ein sehr witziger Streich war zum Beispiel, dass ein Schüler mal die Türklinke abmontiert hatte, und als die Lehrerin reinkam, hat jemand die Tür zugemacht und die Klinke dann mit rausgezogen. Dann saß der Schüler die ganze Zeit in der ersten Reihe und hat mit der Türklinke gespielt, was die Lehrerin überhaupt nicht gerafft hat. Irgendjemand hat schließlich gefragt, ob er auf Toilette darf, dann gesagt, es sei ja überhaupt keine Klinke mehr da. Der Rest der Stunde ging dafür drauf, dass alle mal versuchten durften, diese Tür zu öffnen, und er hatte eben die ganze Zeit den Griff noch in der Hand! Sie hat das überhaupt nicht mitbekommen. Das war ziemlich lustig, glaube ich.

Wie erholen Sie sich am liebsten von uns?

So richtig erholen muss ich mich davon gar nicht… Unterricht ist anstrengend, ja, wenn ich dann nach Hause komme – ich habe so eine Shiatsu-Matte, das ist so eine Piksematte, da lege ich mich eine Viertelstunde drauf, schlafe kurz ein und dann bin ich wieder fit, etwas Neues, Anderes zu machen. Das ist so die Erholungsphase. Ansonsten, wenn ich am Wochenende im OLaF bin, schlafe ich eben etwas früher danach.

Welche Musik hören Sie gerne?

Das ist total schwierig, weil es ganz auf meine Stimmung ankommt, komplett abhängig davon, wie ich drauf bin. Ob ich tanzen gehe oder ob ich zu Hause Musik höre, ob ich schlecht oder gut gelaunt bin. Ich höre gern melodischen Jazz, also keinen Freejazz und keinen Big-Band-Jazz, sondern melodischen. Ich mag es sehr, wenn es sich um Combos handelt, die nicht so wahnsinnig viele Instrumente haben, drei, vier Instrumente reichen für gute Musik. Ich höre gerne Minimalmusik, aber auch Punk und verschiedene Crossover-Sachen und Grunge; ich höre mir auch Klassik an, es ist wirklich sehr querbeet und kommt ganz darauf an, wie gelaunt ich bin.

Wer ist Ihr Lieblingspromi?

Das ist eine schwierige Frage – ich weiß nicht genau, wie man „Promi“ definiert. Wenn man sagt „Wen würde ich mal gerne kennenlernen?“, dann wäre sicherlich Dalai Lama relativ weit oben. Das ist jemand, der mich sehr beeindruckt, aber es gibt noch einige andere. Campino von den Toten Hosen würde ich auch gern mal treffen, es interessiert mich, wie der in Wirklichkeit, als Mensch, ist. Ansonsten sind Promis nicht so mein Schwerpunktthema.

In welches Land würden Sie gern reisen?

Ich reise super gerne in die Schweiz. Ich liebe die Schweiz, auch die französische Schweiz, gerade um auch mein Französisch immer wieder mal ein bisschen zu trainieren. Ich fahre auch sehr, sehr gern nach Frankreich, war im Sommer in Frankreich. Ich fahre nun mal lieber irgendwo hin, ich fliege sehr, sehr ungern, dann scheiden nun einmal sehr viele Länder aus. Aber wenn ich noch mal in ein Land fliegen würde, würde mich die Westseite von Südamerika unglaublich reizen. Peru, Chile.

Und warum?

Ich habe eine Kollegin gehabt, mit der ich mir mal ein Büro geteilt habe, die kam gebürtig aus Peru und hat mir sehr viel von dort erzählt. Vom Bauchgefühl her denke ich, es ist ein Land, in das ich sehr gern reisen würde. Es ist vieles natürlich, viele Gegenden dort sind noch relativ frei von diesem Vermarktungswahn. Wenn ich irgendwo hinreise, dann fahre ich ungern in große Städte, ich will meistens auch meine Ruhe. Dann genieße ich lieber die Landschaft und das alles, das ist mir wichtig.

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