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| von Rebecca Preuß

"Sich von Jugendlichen und Kindern mitreißen zu lassen, ist wirklich toll"

Ein Interview mit Torben Franke

Ihr wolltet immer schon mal wissen, warum eure Lehrerinnen und Lehrer überhaupt diesen Beruf gewählt haben, was sie über Schule denken und was sie so in ihrer Freizeit machen? Wir haben einige von ihnen interviewt und die Antworten erhaltet ihr hier.

Wie lange sind Sie bereits an der Freiherr-vom-Stein-Schule?

Hier hergekommen bin ich 2011.

Wann haben Sie beschlossen, Lehrer zu werden, und was hat Sie dazu bewegt?

Das war so ungefähr ein halbes Jahr nach dem Abitur. Ich hatte immer gedacht, dass ich mal in den Bereich Erziehung und Soziales gehe, konnte mir aber noch nicht genau vorstellen, welches Berufsfeld das konkret werden sollte. Ein halbes Jahr, nachdem ich Abitur gemacht habe, hatten wir dann ein Weihnachtsessen mit meiner Tutorin. Sie wollte wissen, was wir nun machen wollen und fragte mich schließlich: ‚Warum wirst du denn nicht Lehrer?‘ Als ich mir das dann so vorgestellt habe, habe ich festgestellt, dass sich vieles von dem, was ich machen wollte, gut im Lehrerberuf verwirklichen lässt, also habe ich mich schlussendlich dafür entschieden.

Was ist das Beste an Ihrem Job und warum?

Das Beste an meinem Job ist tatsächlich, so abgedroschen das klingen mag, die Arbeit mit jungen Menschen. Mein Beruf hört niemals auf, man muss immer dabeibleiben – das liegt auch ein bisschen an meinen Fächern – aber allgemein lernt man kontinuierlich dazu. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern zusammenzuarbeiten, Ideen zu entdecken und sich von Jugendlichen und Kindern mitreißen zu lassen, ist wirklich toll. Das macht unheimlich viel Spaß.

Welche war Ihre furchtbarste und welche Ihre lustigste Schulstunde als Schüler, an die Sie sich noch erinnern?

Was meine lustigste Schulstunde angeht, muss ich glaube ich ein bisschen überlegen, weil es davon wirklich viele gab, aber meine traurigste war wahrscheinlich die, in der ich nach einer Klausur ein leeres Blatt abgegeben habe, das dann auch noch in Mathe. Wir hatten einen älteren Mathelehrer, der dem Unterricht eigentlich selbst gar nicht mehr so folgen konnte und das hat schließlich dazu geführt, dass wir im Unterricht häufig eher weniger mitgeschnitten haben – das war natürlich unsere Schuld. Er hat die ganze Tafel vollgeschrieben, erklärt und erklärt, aber nicht gemerkt, dass wir ihn gar nicht wirklich wahrnehmen. Irgendwann kam dann die Klausur – in der Jahrgangsstufe 11 war das glaube ich – und ich konnte nichts von dem, was drankam, also musste ich mein leeres Blatt abgeben. Das war sehr, sehr unangenehm. Aber eine besonders lustige Stunde… Da waren so viele lustige dabei, dass es schwerfällt, eine rauszugreifen… Mein Klassenlehrer in der siebten und achten Klasse, Herr Adler, der lustigerweise mit Vornamen Horst hieß, der war immer sehr fein, sehr etepetete, und hat eigentlich versucht, sich nie eine Blöße geben zu lassen, aber dann haben wir ihn gefragt, ob er nicht mal den Affen machen könnte. Da schmunzelte schon, denn vor manchen Klassen hat er das gemacht. Und es war so lustig, wie er, der etwas kräftiger war, dann wie ein Gorilla durch die Klasse gestampft ist. Da haben wir sehr gelacht.

In welchem Alter sind Schülerinnen und Schüler am anstrengendsten?

Viele haben da ja immer so ein bestimmtes Alter, aber ich muss sagen, für mich gibt’s das gar nicht so. Es gibt ja so die Klassiker, in der Pubertät, von der siebten bis zur neunten Klasse, aber ich finde da hat jede Altersstufe was für sich.

Macht das Unterrichten im Laufe der Jahre eher mehr oder eher weniger Spaß?

Ach, das Unterrichten macht immer Spaß. Es gibt Dinge, die weniger mit dem Unterrichten selbst zu tun haben, von denen man irgendwann ein bisschen müde wird, zum Beispiel Korrekturen oder das leidige Thema Noten, das macht keinen Spaß, aber der Spaß am Unterrichten wird nicht weniger.

Was ist die größte Herausforderung an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen?

Das ist eine gute Frage. Die größte Herausforderung ist, jedem einzelnen gerecht zu werden, das ist nicht einfach. Sich vorne hinzustellen und was zu erzählen, einen Vortrag zu halten, das ist die eine Sache, aber wirklich jedem einzelnen ein Angebot zu machen, damit er auch mitmachen kann, und mit jedem in Kontakt zu kommen, das ist viel, das ist schwierig.

Welches Schulfach haben Sie in Ihrer Schulzeit am meisten, welches am wenigsten gemocht?

Am meisten gemocht habe ich glaube ich die Fächer, die ich jetzt auch unterrichte, also Deutsch, Politik und sowas in der Richtung, Geschichte fand ich auch immer gut. Bei anderen Fächern kam das so etappenweise. In der Oberstufe habe ich auf einmal Kunst gerne gemacht, was zwischenzeitig gar nicht so mein Ding war, auch Sport habe ich an manchen Stellen mal wieder gerne gemacht und Mathe habe sogar ich eine ganze Zeit lang gerne gemacht, bis ich dann den Kollegen abbekommen habe, über den ich vorhin gesprochen habe, bei dem es dann mit den Noten bergab ging. Die gesamte Schulzeit über waren es dann aber doch eher Deutsch und die Gesellschaftswissenschaften, die mir gelegen haben.

Was war die schlechteste Note, die Sie jemals geschrieben haben?

Das war dann wohl das leere Blatt, das waren 0 Punkte.

Was würden Sie anders machen, wenn Sie noch einmal Schüler sein könnten?

Ich glaube nichts. Alles was ich da gemacht habe, hat mich ja auch irgendwo hingebracht. Ich habe schon in der Oberstufenzeit irgendwann kapiert, dass Schulzeit ‘ne schöne Zeit ist und habe das versucht möglichst zu genießen. Höchstens die Abiturrede würden wir vielleicht ändern. Die hat unserer Schulleitung damals nicht so gefallen und von heute aus betrachtet glaube ich auch zurecht.

Haben Sie als Schüler oft Streiche gespielt und wenn ja, welcher war der lustigste?

Bei den Streichen war ich kein Rädelsführer. Ich fand’s immer lustig, wenn sich jemand was überlegt hatte, hab aber selber keine Streiche ausgeheckt. Ich glaube, einer der lustigsten war einer, der wieder mit dem Lehrer, über den ich eben gesprochen habe, der immer sehr fein war, zu tun hat. Der konnte es nicht so ertragen, wenn er uns nach Sport im Unterricht hatte. In solchen Mickey Maus-Zeitschriften gab es damals etwas, das sich Stinkedreiecke nannte, und mit der Zeit so einen ganz ekligen Buttersäure-Käse-Geruch entwickelt hat. Da haben ihm ein paar Jungen aus meiner Klasse den Streich gespielt, dass sie ihm unters Lehrerpult zwei solcher Dreiecke geklebt haben. Herr Adler hat sich also hingesetzt, es mit der Zeit gerochen und gelüftet und gelüftet, aber der Geruch ging einfach nicht weg. Irgendwann hat er dann ganz direkt zu dem Schüler, der am nächsten bei ihm saß, gesagt: „Johannes, es tut mir leid, ich muss jetzt einfach sagen: Es stinkt!“ Das fanden wir natürlich insgesamt sehr lustig, weil wir wussten, dass wir bei genau ihm ‘nen Nerv treffen. Sonst haben wir aber nicht so viele Streiche gespielt.

Wie erholen Sie sich am besten von „uns“?

Wenn ich zuhause bei meiner Familie bin, was lese oder auch mal eine Serie zur Entspannung schaue, ist Stress, den ich in der Schule hatte, relativ schnell vergessen.

Welche Musik hören Sie am liebsten?

Tatsächlich bin ich schon ganz gespannt, weil heute die Tickets für Die Ärzte in den Verkauf gehen. Die sind jetzt ja länger nicht auf Tour gewesen und da versuchen wir heute Abend, Tickets zu bekommen, das ist schon meine Lieblingsband. Ansonsten gibt es noch ein paar andere Bands, bei denen ich auch mal auf ‘nem Konzert war oder von denen ich Alben habe, das ist auch nicht alles solcher Kuschel-Punk, aber Die Ärzte sind schon meine Lieblingsband. (Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde vor dem ersten Corona-Lockdown geführt. Hoffentlich kann Hr. Franke bald auf ein Konzert der Ärzte!)

Gibt es eine/n Prominente/n, den/die Sie interessant finden?

Ja, da gibt es natürlich ganz viele. Interessant wäre natürlich, wenn man mal mit den Leuten sprechen könnte. Mal so ein paar Menschen aus der Politik interviewen und befragen zu können, wie sie Zeitgeschichte so miterlebt haben, fände ich super spannend. Ich glaube, ich würde natürlich mit jeder Bundeskanzlerin und jedem Bundeskanzler gerne mal einen Abend verbringen und mir erzählen lassen, wie sie die Welt so sehen. Ansonsten würde ich natürlich auch gerne mal mit meinen Musikidolen, den Ärzten, sprechen.

In welches Land würden Sie gerne mal reisen und wieso?

Was auf jeden Fall noch auf meiner Reise-Liste steht, ist Skandinavien, allem voran Schweden. Mir gefällt die Art zu leben dort, die Landschaft, das, was ich bisher mitgekriegt habe, an Kultur. Das fände ich schon mal richtig fein. Jetzt waren wir mit der Kursfahrt ja in Dänemark, das war schon mal ein erster Vorgeschmack, und mein nächstens Ziel ist dann definitiv Skandinavien.

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