Christoph „Icke“ Dommisch im Interview - von unserer Schule bis zur NFL
„Uns war vollkommen klar, dass wir bei euch vorbeikommen müssen.“
Vor einer Woche besuchten die Moderatoren von ran-football unsere Schule, ein Event, welches das Herz vieler footballbegeisterter Schülerinnen und Schüler höherschlagen ließ. Selbst jene, die sonst mit Football nicht viel am Hut haben, ließen sich von der Atmosphäre mitreißen. Unsere Schülerzeitung hatte die Möglichkeit, Christoph „Icke“ Dommisch einige Fragen rund um das Event und den American Football zu stellen. Unter anderem verriet er uns, wer seiner Meinung nach eine Chance habe, dieses Jahr den Super Bowl zu gewinnen.
Die Stein: „Warum habt ihr euch dazu entschieden, unsere Schule zu besuchen, obwohl die LK-Klausuren im letzten Jahr nicht verschoben wurden?“
Icke: „Ehrlich gesagt, weil wir manchmal einfach versuchen, Ehrenmänner zu sein. Wir brauchen vielleicht manchmal einen Tag länger, aber uns war vollkommen klar, dass wir bei euch vorbei kommen müssen. Zum einen war es super lustig und cool, dass ein Schüler von euch, Raphael, diese Anfrage geschickt hat und als wir das in der Redaktion gelesen haben, haben wir ja nicht damit gerechnet, dass das so eine Welle auslöst. Dass der Schulleiter aus einer Corona-Quarantäne ein Video schickt und der dann auch nicht unbeholfen wirkt, sondern ziemlich cool, dass habe ich nicht erwartet. Als jemand, der vor 20 Jahren in der Schule war, wo dass alles noch viel uncooler war, war mir völlig klar, dass wir mal bei euch vorbeischauen müssen. Einfach nur, um Hallo zu sagen. Ihr wart einfach ihr selbst und deshalb wollten wir auch mal zeigen, dass wir auch wir selbst sein können.
Die Stein: „Bekommt ihr öfters Anfragen von Schulen?
Icke: „Das ist eine gute Frage. Man bekommt schon manchmal so ein paar Mails, wo man denkt, wenn wir das jetzt machen könnten, wäre das schon ganz lustig, aber Anfragen von Schulen erhalten wir nicht so häufig. Deshalb haben wir uns auch gedacht, dass das eine wirklich coole Anfrage ist. Manchmal fragen uns Leute, ob wir ihnen eine Entschuldigung schreiben können, aber wir sind ja keine Erziehungsberechtigte. Eure Anfrage war eine der ersten und deshalb fanden wir das auch so lustig.
Die Stein: „Welches ist eigentlich ihr Lieblings-NFL-Team?“
Icke: „Ich mag mittlerweile eigentlich lieber Spieler. Wenn ich aber zwei Teams benennen müsste, wären das auf jeden Fall die New York Giants, weil dieses Team in meinem ersten Super Bowl 2007 die Patriots geschlagen hat. Da habe ich mich ein bisschen in die Giants verguckt, weil die ein totaler Underdog waren und keiner hatte geglaubt, dass das Team überhaupt eine Chance hat. Außerdem hatte ich das große Glück, die Philadelphia Eagles bei ihrem Super Bowl Sieg vor dem Saisonstart zu treffen, dann nochmal beim Super Bowl vor Ort und später war ich noch bei der Parade in Philadelphia, wo 2,5 Millionen Menschen in der Stadt waren. Das Team hatte seit 50 Jahren keinen Titel gewonnen. Das war so eine krasse Atmosphäre, dass ich zu dem Team jetzt einen besonderen Bezug habe.
Die Stein: „Also waren sie schonmal vor Ort bei einem Super Bowl dabei?“
Icke: „Tatsächlich sogar schon sieben Mal. Ich komme eigentlich aus einem Brandenburger Dorf und war niemals im englischen Sprachraum, bis ich das erste Mal zu einem Super Bowl geflogen bin. Das war der Super Bowl in New York.
Die Stein: „Welcher der sieben Super Bowls hat ihnen am besten gefallen?“
Icke: „Ich habe die besten Super Bowls aller Zeiten im Stadion gesehen. Ich habe das Comeback von Brady gesehen, ich habe den Super Bowl der Seahawks gegen Tom Brady gesehen. Ich war bei allen tollen Super Bowls, aber der beste bleibt trotzdem der erste in New York. Da hatte ich eine Akkreditierung, also eine Arbeitserlaubnis, und mit dieser hatte ich die Berechtigung, ans Feld zu kommen und zwar bis fünf Minuten vor dem Kick off. Ich habe das damals noch gar nicht verstanden. Ich war zwar schon 26, aber trotzdem noch sehr jung im Kopf. Ich stand dann am Feld und habe ein Video gemacht und dabei habe ich mich überhaupt nicht an die Regeln gehalten. Es gibt eigentlich Linien, hinter denen man bleiben muss, ich stand aber auf dem Feld und stand in der Endzone, während die Spieler sich warm gemacht haben. In dem Moment war das super cool, aber als ich mir das zwei Jahre später wieder angeschaut habe, habe ich nur gedacht: Wie absurd ist das eigentlich? Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen.“
Die Stein: „Du hast vorhin gesagt, dass du eher Spieler verfolgst. Hast du zur Zeit ein paar Lieblingsspieler?
Icke: „Wer kann sich gerade gegen Patrick Mahomes und seine Magie wehren? Er ist einfach ein richtig krasser Typ. Ansonsten gibt es ein paar Verteidiger, die ich ganz cool finde, T.J Watt zum Beispiel bei den Steelers. Normalerweise sind ja meistens die Quarterbacks diejenigen, die entscheidend sind, aber es gibt eben auch eine Hand voll Spieler, die auf einer anderen Position sind, aber trotzdem das Spiel bestimmen. Wenn T.J Watt auf dem Platz steht, dann weißt du, es passiert etwas. Solche Leute verfolge ich wirklich gerne.
Die Stein: „Football ist in Deutschland ja eher eine „Nischensportart“, hier hat eher Fußball Priorität. Wodurch wurde dein Interesse für Football geweckt?“
Icke: „Das ganze hat eigentlich mit dem Basketball begonnen. Ich habe durch Dirk Nowitzki angefangen, US-Sport zu schauen und die US-Sportarten arbeiten irgendwie zusammen. In den USA sind Football-Experten auch mal beim Basketball dabei und umgekehrt und deshalb bin ich irgendwann an die NFL rangekommen. Ich habe den Sport gesehen, hab ihn nicht begriffen und habe mir gedacht, wie soll dieses Spiel funktionieren? Wenn man sich aber ein bisschen mehr damit auseinander setzt und sieht, dass im Football Teams, die eigentlich Underdogs sind, plötzlich Erfolg haben, dass fand ich interessant und deshalb bin ich beim Football gelandet.“
Die Stein: „Hast du eine Theorie, warum Football hier in Deutschland eher nicht so beliebt ist und warum im Kontrast dazu Fußball in den USA nicht so eine große Rolle spielt, wie bei uns?“
Icke: „Das, was du sagt, ist auf jeden Fall schonmal richtig. Fußball ist hier mega beliebt und wächst in den USA gerade noch. Ich glaube, der Unterschied liegt darin, dass American football eigentlich eine US-Sportart ist. Die nennen sich zwar „world champ“, aber es spielen eben nur 200 Millionen Menschen auf der Welt. Fußball spielen hingegen fast 3 Milliarden Menschen. Die Sportart ist in unseren Kreisen einfach mehr verankert. Football war hier ja wirklich nicht verbreitet und wächst auch eher deshalb, weil es im Fernsehen gerade erfolgreich ist. Die Spieler sind irgendwie nahbarer als zum Beispiel viele Fußballer. Ich habe den Eindruck, man bekommt mehr über die Menschen mit, die diesen Sport praktizieren. Die sind offener, zeigen mehr von sich, zeigen auch mehr Schwächen. Wer kennt Schwächen von Fußballspielern? In Amerika reden Sportler offen darüber, wenn sie mentale Probleme haben oder wenn in ihren Familien etwas nicht funktioniert hat. Dadurch haben die Zuschauer einen besseren Zugang zu diesem Sport.
Die Stein: „Unsere letzte Frage: Wer wird dieses Jahr den Super Bowl gewinnen?“
Icke: „Da ich ja schon angedeutet habe, dass ich die Underdogs sehr mag… Es gibt noch drei Teams im Rennen, die noch nie einen Super Bowl gewonnen haben. Die Bengals, die Jaguars und die Bills. Ich sage jetzt mal pauschal, dass eines dieser drei Teams das Rennen macht. Ich würde mir aber sehr wünschen, dass die Buffalo Bills dieses Jahr mal dran sind. Die beste Underdog-Story wären natürlich die Jackson Jaguars, weil die noch nie bei einem Super Bowl waren. Das wäre eine mega Geschichte, wenn die das gewinnen würden.“
Die Stein: „Vielen Dank für das Interview und dass du dir die Zeit genommen hast.“