Warum Hillary Clinton 2016 nicht Präsidentin wurde
Das amerikanische Wahlsystem
Bei den letzten Wahlen zur amerikanischen Präsidentschaft wurde Donald Trump zum Präsidenten gewählt. Man würde nun meinen, dass das bedeutet, er hätte die Mehrheit der Stimmen für sich gewonnen. Allerdings hatte Hillary Clinton, seine Gegnerin der Demokraten rund 200.000 Stimmen mehr. Wieso also wurde Donald Trump dennoch Präsident der USA?

Die Antwort auf diese Frage liegt im amerikanischen Wahlsystem. Dieses unterscheidet sich stark von den entsprechenden Regeln in Deutschland. Die USA ist zwar auch eine Demokratie, dennoch funktioniert diese anders.
Wer hat das aktive Wahlrecht?
Zuerst muss man wohl klären, wer eigentlich wählen darf und was es bedeutet, Präsident der Vereinigten Staaten zu sein. Um wählen zu dürfen, muss man mindestens achtzehn Jahre alt sein und sich zum Wählen registriert haben. Das bedeutet, dass es nicht wie in Deutschland selbstverständlich ist, wählen gehen zu können. Man muss sich zuerst in seiner Stadt registrieren und darf dann wählen. Dies führt generell zu einer niedrigen Wahlbeteiligung. Im Schnitt gehen nur rund 50% der Wahlberechtigten der USA wählen.
Wer hat das passive Wahlrecht?
Präsident darf werden, wer in den USA geboren wurde, mindestens 35 Jahre alt ist und die letzten vierzehn Jahre vor der Wahl am Stück in den USA gelebt hat. Die Amtszeit eines Präsidenten dauert in der Regel vier Jahre, er oder sie kann aber auch einmal wiedergewählt werden.
Die Präsidentschaftswahlen funktionieren nach dem Prinzip der Mehrheitswahl. Das bedeutet, dass derjenige Präsident wird, der die meisten Stimmen erhält. Hierbei kann dann auch ein Unterschied von etwa einer Stimme schon entscheiden. Im Gegensatz zu Deutschland ist die Wahl allerdings nicht direkt. Es werden erst Wahlmänner oder Wahlfrauen von der Bevölkerung gewählt, die sich jeweils einer Partei verpflichtet haben. Das bedeutet, dass ein Wahlmann zum Beispiel zu den Republikanern oder den Demokraten gehört. Wenn ein Wahlmann dann gewinnt, erhält er die Gesamtheit der Stimmen des Wahlkreises, auch, wenn er zum Beispiel nur mit zehn Stimmen Vorsprung gewählt worden ist. Dieses Prinzip nennt man auch das „The Winner Takes It All“- Prinzip („Der Gewinner nimmt alles“). Dadurch werden besonders kleine Parteien seltener gewählt. Sie haben kaum eine Chance, genügend Stimmen für ihren Wahlmann oder ihre Wahlfrau für sich zu gewinnen. Aufgrund dessen ist die USA seit 1852 ein Zweiparteiensystem, entweder gewinnen die Demokraten oder die Republikaner. Nach der Wahl der Wahlmänner und -frauen ist das Ergebnis der Wahl natürlich schon abzusehen, allerdings findet die formelle Wahl erst einige Zeit später statt. Um Präsident zu werden, benötigt man die Mehrheit der Stimmen der Wahlmänner und -frauen, also mindestens 270 der 538 Stimmen.
"Popular vote" und "Electoral vote"
Damit ist dann auch zu erklären, wieso Hillary Clinton die Wahl in 2016 nicht gewonnen hat. Hillary Clinton bekam zwar die Mehrheit der Stimmen der Wahlberechtigten, das so genannte "Popular vote". Trump hatte aber 297 der 538 Wahlmänner, Clinton nur 228. Trump verfügte somit über das entscheidende "Electoral vote".
Bedeutung der "Swing States"
Besonders wichtig in den Wahlen der USA sind die sogenannten „Swing States“. Bei den meisten Staaten ist es abzusehen, ob die Wahlmänner oder -frauen republikanisch oder demokratisch sind, da zum Beispiel in dem jeweiligen Staat schon immer republikanisch gewählt wurde. Besonders im Süden wird eher republikanisch gewählt, im Norden und den Großstädten demokratisch. In Swing States allerdings ist dies nicht der Fall – ab und zu wählen sie demokratisch, oder republikanisch. Trump aber gewann genau diese Swing States für sich, sodass er die Mehrheit der Wahlmänner und -frauen auf seiner Seite hatte.
In der USA kommt es also nicht darauf an, die Bevölkerung an sich für sich zu gewinnen – die Präsidentschaftskandidaten konzentrieren sich eher darauf, die Swing States für sich zu gewinnen und vertrauen sonst auf das traditionelle Wahlverhalten der restlichen Staaten.