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| von Emily Arndt

Warum ein Boykott nicht zielführend wäre

De Fußball-WM 2022 in Katar

Sicherlich haben viele von euch von der Kritik bezüglich der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 gehört. Sie findet in diesem Jahr in Katar statt, einem Land, welches vor allem aufgrund massiver Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht. Seit der offiziellen Vergabe 2010 rieselte es Kritik aus verschiedensten Richtungen, beispielsweise wurde über die katastrophale Situation der Wanderarbeiter und über die fehlenden Rechte der Frau berichtet und das ist noch lange nicht alles. Auch der Umgang Katars mit dem Thema Homosexualität wurde in den Medien heiß diskutiert. Nicht nur einmal wurde aufgrund all dieser Kritikpunkte darüber debattiert, ob man die diesjährige WM boykottieren sollte.

Zu Beginn muss gesagt werden, dass wir keinesfalls die Menschenrechtssituation oder den Umgang Katars mit der LGBTQ+ Community verharmlosen wollen, denn was in Katar passiert, verstößt in allen Punkten gegen unser moralisches Denken. Dennoch gehört es zu guter journalistischer Arbeit dazu, nicht nur eine Perspektive abzubilden, sondern das Gesamtbild zu zeichnen. Deshalb wollen wir euch hier Argumente vorstellen, die einen Boykott der WM als nicht zielführend darstellen.

Zum einen kann die gesamte Weltmeisterschaft und allem voran die mediale Aufmerksamkeit als Chance gesehen werden, auf die Missstände im Austragungsland und auf der ganzen Welt aufmerksam zu machen, denn nirgendwo bietet sich eine bessere Gelegenheit, eine breitere Masse zu erreichen als bei einem solchen Großereignis. Durch verschiedenste Berichterstattungen, vor allem im Vorfeld der WM, erfuhr die ganze Welt, wie Katar mit Wanderarbeitern umgeht und welche Stellung Frauen in diesem Land wirklich haben. Beispielsweise berichtete die britische Tageszeitung „The Guardian“ im Jahr 2021 von 6500 toten Arbeitsmigranten seit der WM-Vergabe 2010, eine Zahl, die Menschen auf der ganzen Welt schockierte. Fakt ist, erst durch die Berichterstattung vor Beginn der WM kamen diese unmenschlichen Arbeitsverhältnisse ans Licht. So stark diskutiert wären die Verhältnisse in Katar wohl ohne die WM nicht.

Seit der Vergabe machte Katar außerdem viele Zugeständnisse, beispielsweise wurde ein Mindestlohn eingeführt und das umstrittene Kafala-System abgeschafft. Das bedeutet, dass Arbeitgeber keine Kontrolle über die Rechte von Arbeitsmigranten mehr haben. Dies geschah vor allem durch den stetig wachsenden Druck, den Berichterstattungen und externe Beobachter auf Katar ausübten. Katar möchte während der WM mehr Ansehen in der Welt gewinnen. Laut Amnesty International sei es allerdings nicht sicher, ob die oben genannten Versprechen auch nach der WM nachhaltig bleiben.

Des Weiteren bringt ein Boykott zu einem derart späten Zeitpunkt den Menschen in Katar und vor allem den Wanderarbeiten, die unter schrecklichen Verhältnissen arbeiten, faktisch nur wenig. Ausschließlich Politiker und die Menschen vor Ort haben die Macht, politische Veränderungen herbeizuführen.

Fakt ist auch, dass ein Boykott zum jetzigen Zeitpunkt um Jahre zu spät käme. Die WM findet statt und ob man die WM nun schaut oder nicht, bringt aus der Sicht vieler Fußballfans keine Änderung der Situation mit sich. Außerdem teilen viele die Meinung, bei einer WM sollte vor allem die sportliche Leistung im Vordergrund stehen. Es gehe also um den Sport, nicht um Politik. Die Sportler, die für ihre Mannschaft auf dem Feld stehen, können schließlich nichts für die derzeitige Situation in Katar. Sie haben nichts mit der Vergabe der Weltmeisterschaft zu tun.

Insgesamt leben wir alle gerade in einer schweren Zeit. Zwischen einem Krieg, der Klimakrise und der Corona-Pandemie wünschen sich die meisten von uns wenigstens einen Funken Normalität, etwas, das uns alle Alltagssorgen vergessen lässt.

Jeder von uns muss am Ende selbst entscheiden, ob er/sie die WM schauen möchte und jeder muss herausfinden, was für ihn/sie überwiegt: Boykottiert man die WM, um ein Zeichen gegen Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung zu setzen oder schaut man die WM, um den Sport von der Politik zu trennen und Berichterstatter vor Ort zu motivieren, weiterhin über die dort herrschenden Verhältnisse zu berichten und es Katar somit nicht möglich zu machen, diese WM als Profilierung für das eigene Image zu nutzen?

 

Quellen:

https://www.hanisauland.de/wissen/spezial/miteinander/fussball-weltmeisterschaft-2022-politik/Boykott-WM-Katar-Pro-und-Contra

https://www.indeon.de/gesellschaft/ist-ein-boykott-der-wm-in-katar-sinnvoll

https://www.tagesspiegel.de/kultur/pro-und-contra-zur-fussball-wm-in-katar-abschalten-oder-hinsehen-8868301.html

https://praxistipps.focus.de/wm-in-katar-boykottieren-was-dafuer-und-was-dagegen-spricht_144280

https://www.sportbuzzer.de/artikel/pro-contra-wm-2022-katar-deutschland-boykott-diskussion-reaktionen/

 

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