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| von Emily Arndt

Katar 2022

Die wohl kontroverseste WM aller Zeiten

1954, 1974, 1990 und 2014. Was haben all diese Jahre gemeinsam? Na, klingelt da etwas? Richtig, in all diesen Jahren wurde die deutsche Nationalmannschaft Fußball-Weltmeister. Auch dieses Jahr haben unsere deutschen Spieler wieder die Chance, den WM-Pokal nach Hause zu holen, denn am 20. November beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Doch in diesem Jahr überwiegt nicht die pure Vorfreude auf ein spektakuläres Fußballevent, denn keine WM war bisher so kontrovers diskutiert wie diese. Doch warum? Welche Kritikpunkte werden im Zusammenhang mit der WM 2022 genannt und wie wurde sowohl in Katar selbst als auch auf internationaler Ebene darauf reagiert?

Dass die 22. Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar stattfinden wird, wurde bereits im März 2010 entschieden. Am 19. Dezember 2008 kam das Exekutivkomittee der FIFA in Tokio zusammen, wo sich auf eine Vergabe der WM für die Jahre 2018 und 2022 geeinigt wurde. Es gingen 13 Bewerbungen aus verschiedenen Ländern ein. Die Bekanntgabe des Gastgebers der WM 2022 fand am 2. Dezember 2010 in Zürich statt. Seitdem bereitet sich Katar auf dieses Sportereignis vor. Innerhalb von sieben Jahren wurden sechs Stadien erbaut und zwei Stadien aufwändig renoviert. Eigentlich waren 12 Stadien geplant gewesen, doch aufgrund der geringen Größe des Austragungslandes entschied man sich auf eine Verringerung der Anzahl.

Mit einer Dauer von 29 Tagen gilt die diesjährige WM als die Kürzeste seit 1978, denn sie endet bereits am 18. Dezember, dem Nationalfeiertag in Katar.

Eine Weltmeisterschaft im Winter stieß vor allem bei Fußballfans zuerst auf Unverständnis, allerdings ist diese Entscheidung begründet. Katar liegt am Persischen Golf und besteht zum Großteil aus Wüstenlandschaft. Im Sommer werden dort Temperaturen von bis zu 50 Grad erreicht, was das Fußballspielen unmöglich machen würde. Doch dies ist nicht der einzige Grund. Des Weiteren wollte man eine Überschneidung mit dem heiligen Monat Ramadan vermeiden, bei dem es in Katar verboten ist, während der Fastenzeit tagsüber in der Öffentlichkeit zu essen oder zu trinken.

Doch warum steht diese Weltmeisterschaft außerdem in der Kritik und warum wurde sogar kurz in Erwägung gezogen, Katar den Status als Austragungsland der WM 2022 zu entziehen?

Alles begann bereits bei der Vergabe der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft. Katar war einer von vielen Bewerbern um die WM 2022 und schon damals fragte man sich: Wäre es überhaupt möglich, eine Weltmeisterschaft in einem Land abzuhalten, in dem es im Sommer 50 Grad heiß wird, so gut wie keine Fußballkultur vorhanden ist und das zudem autokratisch regiert wird? Der damalige Präsident der FIFA, Joseph Platter, gibt heute in einem Interview in der Doku ZDFZeit zu, man habe die Bewerbung Katars akzeptiert, da man sowieso nicht an einen positiven Ausgang für Katar geglaubt habe.

An dem WM-Vergabeprozess waren 22 Wahlmänner, Mitglieder des Exekutivkomittees, beteiligt, wobei die Delegierten aus Nigeria und Tahiti bereits im Vorfeld beim versuchten Stimmenverkauf erwischt und somit vom Vergabeprozess ausgeschlossen worden waren. Letztlich setzte sich Katar mit 14:8 Stimmen gegen die USA durch, doch es dauerte nicht lange und gegen die Mehrheit der Delegierten drangen Korruptionsvorwürfe an die Oberfläche. Laut der US-Staatsanwaltschaft sollen mindestens vier Delegierte mit Zahlungen bestochen worden sein. Weitere Stimmen könnte Katar sich auf anderen Wegen gesichert haben. Nach Untersuchungen der FIFA wurden diese Anschuldigungen allerdings fallen gelassen. Man habe keine belastbaren Beweise gefunden.

Auch in den nächsten Jahren folgten Schlagzeilen, die die WM in Katar in ein immer dunkleres Licht rückten. Vor allem Menschenrechtsfragen traten hierbei in den Vordergrund. Im Februar 2021 schrieb die britische Tageszeitung „The Guardian“ von über 6500 toten Arbeitsmigranten seit der WMVergabe. Insgesamt holte sich Katar für den Bau der Stadien 100.000 Arbeitsmigranten, unter anderem aus Indien, Pakistan und Nepal ins Land, die dort unter unmenschlichen Verhältnissen arbeiten mussten. Direkt nach der Einreise wurden ihnen die Pässe abgenommen, um zu verhindern, dass sie ohne die Erlaubnis ihres Arbeitgebers ausreisen konnten. Sie arbeiteten bei extremer Hitze ohne Wasser oder Nahrung und bekamen nicht einmal den Mindestlohn. Katar weist diese Anschuldigungen bis heute zurück. Allerdings wurde 2018 ein Gesetz geändert, welches den Arbeitern erlaubt, das Land ohne die Erlaubnis ihres Arbeitgebers wieder zu verlassen. Außerdem sollen Arbeiter besser und schneller bezahlt werden und jeder Zeit kündigen dürfen. Dies scheint ein erster Schritt zu sein, doch es ist fraglich, ob dieses Gesetz nachhaltig sein wird.

Auch der Umweltaspekt spielt bei der WM in der Wüstenregion Katar eine große Rolle. Aufgrund der extremen Hitze, auch in den Wintermonaten, sind alle acht Stadien klimatisiert, was umweltpolitisch für einen großen Aufschrei sorgte.

Vor allem in den letzten Monaten ging außerdem die Kritik an dem Umgang Katars mit der LGBTQ+ Community durch die Medien, denn Homosexualität gilt in Katar als illegal. Während der FIFA-Präsident Gianni Infantino zusicherte, „jeder (werde) sehen, dass jeder in Katar willkommen ist, auch wenn wir über LGBTQ+ sprechen“, bezeichnete der WM-Botschafter Katars Homosexualität als einen „geistigen Schaden.“

Wie also sollte man mit einem Land umgehen, welches vor allem Menschenrechtsfragen derart mit Füßen tritt? Mehrmals stand der Boykott der WM 2022 zur Debatte, doch in einer Stellungnahme des DFB hieß es, man wolle keinen Boykott anstreben und sich stattdessen zurückhalten. Die Vergabe der WM nach Katar sei kritisch und problematisch, aber ein Verzicht auf die Teilnahme sei nicht zielführend. Vielmehr solle sich die FIFA zur Achtung der Menschenrechte bekennen. Aber anstatt sich klar zu positionieren, duckt die FIFA sich momentan weg.

Auch in der Sportwelt fehlt stellenweise eine klare Positionierung gegen Katar, beispielsweise äußerte Thomas Müller, Spieler beim FC Bayern, 2022 im Stern, „…es (gehe) im Großen und Ganzen um Menschenrechtsverletzungen, die grundsätzlich in jedem Land auftreten.“ Uli Hoeneß, Aufsichtsratsmitglied und Ehrenpräsident des FC Bayern, stellte klar, dass es „den Arbeitern in Katar (…) durch die WM besser und nicht schlechter (gehe).“ (SpiegelOnline). Auffällig ist, dass einer der Sponsoren des FC Bayern Qatar Airways ist, die nationale Fluggesellschaft Katars.

Insgesamt liegt es bei jedem selbst, zu entscheiden, ob er/sie die WM schauen möchte oder nicht. Um euch eine bessere Meinung über die Frage rund um einen Boykott der WM 2022 in Katar bilden zu können, lest gerne den Kommentar, der diese Diskussionsfrage differenziert betrachtet.

 

Quellen:

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-geheimsache-katar-100.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Fußball-Weltmeisterschaft_2022

https://www.fussballwm2022.com/

https://www.sportschau.de/fussball/fifa-wm-2022/katar-wm-der-schande-die-toten-100.html

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