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| von Emily Arndt

Wer hat Angst vor „QAnon“?

Vielleicht haben einige von euch schon einmal von der QAnon - Bewegung gehört. Immer öfter taucht ihr Name in den Nachrichten auf, vor allem im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien. Auf Demonstrationen erkennt man immer wieder Menschen mit einem Q auf ihrer Kleidung. Aber was ist QAnon überhaupt und welche Rolle könnte sie bei den US-Wahlen spielen?

Quelle: "QAnon - Q Conspiracy - Deep State Trump" by mikemacmarketing is licensed under CC BY 2.0

Was ist „QAnon“?

Alles begann im Jahr 2017. In einem Forum im sozialen Netzwerk namens „4chan“ gab sich ein Nutzer als hochrangiger Informant aus dem engsten Kreis um den Präsidenten Donald Trump aus. Er nannte sich „Q“, seine Anhänger „QAnon“ für „Anonymus“. Über die Identität von „Q“ gibt es unterschiedliche Ansätze. Viele seiner Gläubiger sind der Meinung, er sei ein hochrangiger Mitarbeiter des Militärgeheimdienstes, andere meinen, es handele sich um Donald Trump selbst. Bewiesen sind diese Hinweise allerdings nicht. „Q“ verbreitete kryptische Nachrichten, die geheime Informationen über Donald Trumps Kampf gegen satanistische kindermordende Eliten beinhalten sollten. Das ist es nämlich, woran die Q-Anhänger glauben. Sie sind der Meinung, ein pädophiles Netzwerk enttarnt zu haben. Laut QAnon gäbe es eine geheime Elite, zu der hochrangige und mächtige Personen wie Hillary Clinton oder Barack Obama gehören, die Kinder in einem unterirdischen Militärlager foltere und ermorde, um ein Mittel aus deren Blut zu gewinnen, welches als eine Art „Verjüngungsdroge“ dienen solle. Dieses Mittel heißt „Adrenochrom“. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein Oxidationsprodukt aus Adrenalin, welches einfach hergestellt werden kann und im Darknet käuflich ist. Ob dieses Mittel aber wirklich „jünger macht“, ist wissenschaftlich nicht bewiesen.

 

Die Faszination der „Q-Drops“

Die Nachrichten, die der Nutzer Q verbreitet, werden Q-Drops genannt. Für Außenstehende sind diese kaum zu verstehen. Aber warum finden sie trotz allem Anklang in der Gesellschaft? Zum einen ist es wie ein Rätsel zum Mitmachen, zum anderen fühlen sich die QAnon-Anhänger als Teil eines Kampfes zwischen Gut und Böse, in dem sie auf der richtigen Seite stehen. Zu den Guten zählen aus ihrer Sicht Donald Trump und Q, die Bösen sind alle anderen. Die, die nicht an ihre Theorien glauben, sind die „Satanisten“, die Demokraten und Pädophilen. QAnon ist aber längst nicht mehr nur ein Phänomen auf amerikanischem Boden. Auch in Deutschland findet die Gruppierung immer mehr Anhänger. Vor allem auf Demonstrationen gegen die Corona-Maßnamen oder der „rechten Szene“, erblickt man immer wieder Menschen, mit einem Q auf der Kleidung. Auch der Sänger Xavier Naidoo ist Anhänger der „Adrenochrom-Theorie“. Aber warum glauben so viele Menschen den Theorien von QAnon? Gerade jetzt wächst die Zahl der Anhänger stark an, denn ein Kontrollverlust, beispielsweise durch eine Pandemie sorgt dafür, dass Menschen empfänglicher für Verschwörungstheorien werden. Dabei spielt vor allem das Gefühl der Gemeinschaft und das gemeinsame Kämpfen für eine „gute Sache“ eine große Rolle. Ein weiterer Punkt sind die vielen Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder, die vor allem in den letzten Jahren immer häufiger ans Licht gekommen sind. Auch diese Fälle werden von QAnon als Belege für ihre Verschwörungstheorie genutzt. Diese sind vor allem durch Außenstehende schwer zu entkräften, da es sich um ein höchst emotionales Thema handelt. Versucht man etwa, ihre Theorie zu hinterfragen, scheint man sich nicht gegen die Gewalt an Kindern zu positionieren und wird als „Feind“ und „das Böse“ dargestellt.

 

QAnon wird zum Sicherheitsrisiko

Mittlerweile werden die Nachrichten von QAnon nicht mehr nur auf „4chan“ geteilt. Eine der meist genutzten Plattformen ist „Telegram“. Dort können Chatgruppen gegründet werden, in denen die Nutzer sich über bestimmte Themen austauschen können. Der größte QAnon - Kanal nennt sich „Qlobal‑Change“. Das meist diskutierte Thema auf diesen Kanälen ist zur Zeit die Corona‑Pandemie, aber vor allem herrscht dort der Hass. Viele Nutzer schreiben über ihren Traum von einem Putsch, den Bundestag zu stürmen und die Regierung zu stürzen. Andere äußern Mordfantasien gegen Staatsoberhäupter und Regierende. Auch die Presse wird dort als Feind gesehen. Jeder Journalist, der schlecht über die Bewegung schreibe oder die Theorien herunterspiele, solle vor Gericht landen. Man sieht also, dass QAnon immer gefährlicher und einflussreicher wird. In den USA wurden bereits einige Anschläge und Morde in Zusammenhang mit Verschwörungstheorien verübt, die den Phantasien der QAnon ähneln. Die Attentäter benutzen diese Theorien, um ihre Taten zu rechtfertigen. Bereits im Mai 2019 stufte das FBI QAnon als mögliches Terrorrisiko ein. Mitte August 2020 sperrte Twitter mehr als 2000 Accounts, die im Zusammenhang mit QAnon standen, Facebook entfernte hunderte Gruppen.

 

Wie aber könnte sich QAnon auf die Präsidentschaftswahlen in den USA auswirken?

Für die QAnon-Anhänger ist Donald Trump der „Heilsbringer“, der auf ihrer Seite steht und gegen das Böse kämpft. Er selbst sagte in einem Interview, er wisse nicht viel über diese Bewegung, begrüße jedoch die Sympathie, die ihm durch die Anhänger der Gruppierung entgegengebracht werde. Im Kampf gegen das Böse sei er dabei, es sei ja schließlich nichts Schlechtes. Donald Trump teilte bereits viele der QAnon Posts und verbreitete immer wieder auch eigene Verschwörungstheorien. Die Zahl der Anhänger von QAnon wächst und somit also auch die Wählerstimmen für Donald Trump. Was also könnte bei einem Wahlsieg Joe Bidens passieren? Eine Stimme der QAnon-Bewegung sagte dazu nur: „Wir sind groß, wir sind stark. Wenn einer geht, gehen alle.“ QAnon ist nicht länger nur eine kleine Gruppierung am Rande der Gesellschaft. Sie ist zu einem weltweiten Problem geworden, das auch in Deutschland nicht länger ignoriert werden darf.

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