Bad Hersfelder zu Gast in der FvSS
Am 03. Juli gastierten Maddalena Hirschal und Heinrich Cuipers vom Ensemble der Bad Herfelder Festspiele in der Aula der Freiherr-vom-Stein-Schule Fulda und führten vor 225 bewegten Schülern eine dramatische Adaption des Tagebuches der Anne Frank auf.
Das Bühnenbild zeigte zwei kleine, übereinander liegende Räume und einen Dachboden, verbunden durch die typisch holländischen engen Treppen.
Hier wurde während der knapp 90minütigen Vorstellung an das kurze Leben der Anne Frank erinnert. Als knapp Dreizehnjährige versuchten Anne mit ihrer Familie und weiteren holländischen Juden für knapp zwei Jahre im Hinterhaus eines Amsterdamer Geschäfthauses dem Terror und der Ermordung durch die Nationalsozialisten zu entkommen - doch diese Hoffnung trog. Die Franks wurden verraten, in Konzentrationslager abtransportiert und lediglich der Vater überlebte.
Mit enormer Präsenz, beeindruckender Vielfältigkeit und anrührendem Spiel verkörperte die junge Schauspielerin Maddalena Noemi Hirschall das zierliche Mädchen Anne, das jäh aus seinen Jungmädchenträumen gerissen wird und in der klaustrophobischen Enge des Hinterhauses mit sich selbst, seinen Mitmenschen in dieser Zwangsgemeinschaft und der aussichts- und hoffungslosen Situation zurecht kommen muss. Erste und über lange Zeit einzige „Ansprechpartnerin“ ist das Tagebuch, das den Namen „Kitty“ erhält.
Die Mitbewohner des Hinterhauses wurden durch unterschiedliche Stühle symbolisch dargestellt – oftmals befand Anne sich „zwischen allen Stühlen“. Maddalena Noemi Hirschall gelang es durch unterschiedliche Betonung die unterschiedlichen Personen aus Annes Beschreibungen lebendig werden zu lassen. Einen winzigen Rückzugsraum bot der Dachboden, auf dem Anne mit ihrem fast gleichaltrigen Mitbewohner Peter eine kleine Idylle erleben konnte. In diesen Szenen wurde Annes Sehnsucht nicht allein in Worten, sondern auch durch die Unterlegung des
zeitgenössischen Judy-Garland-Hits „Somewhere over the Rainbow“ (ein Lied, das den Schülern durch die neue Version von Israel Kamakawiwo'ole bekannt war) unterstrichen.
Das Ende kam plötzlich – im Mantel mit Judenstern, eine Kappe auf dem Kopf und den Koffer in der Hand musste das Haus verlassen werden. Heinrich Cuipers als Erzähler fasste Annes Schicksal noch einmal zusammen. Die letzen Worte des Tagesbuches zeigen ein
unvollendetes Leben: “Ich suche immer wieder nach einem Mittel, so zu werden, wie ich so gern sein möchte, wie ich sein könnte, wenn… ja wenn keine anderen Menschen auf der Welt lebten.“
Annes Menschlichkeit im Angesicht ihres unfassbaren Lebens rütteln immer wieder wach und macht aufmerksam, sich für den Schutz der Menschenwürde überall einzusetzen.