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DDR-Zeitzeugenprojekt

In den 80er Jahren erlangte sie traurige Berühmtheit: Sechs Jahre lang kämpfte Jutta Fleck, die später als „Frau vom Checkpoint Charlie“ bekannt wurde, um die Freilassung ihrer Töchter. Von ihrem langen Weg des Widerstands gegen die SED-Diktatur berichteten Jutta Fleck und ihre Tochter Beate Gallus […] an der Freiherr-vom-Stein-Schule.

„Wir erzählen unsere Geschichte, damit eure Generation das Leben in Freiheit zu schätzen lernt“, begrüßte Jutta Fleck die Schüler und ihre Geschichtslehrer in der Aula. Den Unterschied von Freiheit und Gefangenschaft, von Demokratie und Diktatur, haben Fleck und ihre beiden Töchter auf schmerzliche Weise erfahren müssen.

Ihre Erlebnisse sind 2007 unter dem Titel „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ verfilmt worden. Nicht aus dem Fernsehen, sondern von den Zeitzeuginnen selbst erfuhren die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 [… und aus der Einführungsphase] die ganze Geschichte.

2. September 1982. Die 35- jährige Jutta Gallus und ihre Töchter Claudia (11) und Beate (9) sind in Bukarest verhaftet worden, nachdem ihr Versuch, nach Westdeutschland zu fliehen, aufgeflogen war. Sie sitzen in einer Maschine nach Berlin-Schönefeld.
Nach der Landung werden sie sofort getrennt, verabschieden dürfen sie sich nicht. Für alle drei beginnt ein jahrelanges Martyrium:

Jutta Gallus sitzt als Republikflüchtige und Verräterin im Gefängnis, Claudia. und Beate in einem Kinderheim, in dem sie zu „treuen sozialistischen Persönlichkeiten“ erzogen werden sollen. Schikane und Gehirnwäsche stehen auf der Tagesordnung.

„Jede Sekunde in einem Heim unter diktatorischer Herrschaft ist eine Sekunde zu viel“, fasste Beate Gallus […] zusammen. Halt in der unmenschlichen, kalten Umgebung findet sie in der Kurnt. Sie schreibt Briefe und malt Bilder, darunter auch das „Mut-Macher-Herz“, das sie ihrer Mutter ins Gefängnis schickt und das heute, 30 Jahre später, das Symbol ihrer Organisation „HerzFace“ ist.

Nach 26 Monaten Haft wird Jutta Gallus vom Westen freigekauft. Den Steinschülern erzählte sie […] vom anschließenden Kampf, ihre Kinder aus dem Osten zu sich zu holen:

„Ein halbes Jahr lang stand ich mit meinem Plakat jeden Tag am Checkpoint Charlie.“ Sie besucht Papst Johannes Paul II., trifft Hans-Dietrich Genscher und schummelt sich beim 25. Gedenktag zum Mauerbau ans Rednerpult.

Im August 1988, auf den Tag genau sechs Jahre nach ihrer Verhaftung, werden die drei

endlich wieder vereint. „Es war wie der Übergang von schwarz-weiß in einen Farbfilm“, beschrieb Beate Gallus die ersten Schritte in Freiheit. „Wir sind stolz, dass wir unsere persönliche Wiedervereinigung noch vor dem Mauerfall feiern konnten“, ergänzte Jutta Fleck, die im Westen noch einmal geheiratet hat. Ihre Kinder hätte sie nicht zurückbekommen, wenn sie nicht viele prominente Unterstützer an ihrer Seite gehabt hätte, die sie durch Hartnäckigkeit und Willenskraft für sich gewinnen konnte. Ihre Tochter appellierte deshalb an die Schüler: „Glaubt an euch selbst. Hinterfragt, bildet euch eine eigene Meinung, kämpft für eure Rechte. Ihr habt es in der Hand, etwas zu verändern.“

André Müller, kommissarischer Leiter der Freiherr-vom-Stein-Schule, und Geschichtslehrer Thomas Manderscheid dankten den beiden für den Unterricht der etwas anderen Art:

„Daten und Fakten lernt ihr aus euren Büchern“, wandte sich Manderscheid an seine Schüler. „Berichte von Zeitzeugen geben Geschichte ein Gesicht.“

Quelle:
Anna-Lena Bieneck, in: Fuldaer Zeitung, vom Donnerstag, 2. Februar 2017, S. 14.

 

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