Den Alltag von Menschen mit Handicaps nachempfinden
Das Ziel unseres Projekts, das wir als evangelischer Religionskurs (Klasse 8) von Herrn Dr. Mergler durchgeführt haben, bestand darin, den Alltag von Menschen mit Handicaps nachzuempfinden. Passend dazu besuchten uns zunächst in einer ersten Doppelstunde Frau Geraldine Groll von „Fulda Futur“ und Herr Werner Auth, der zweite Vorsitzende der „Interessengemeinschaft barrierefreies Fulda“ (IGbFD).

Frau Groll, eine gebürtige Irländerin, erklärte uns, dass ihre Organisation Menschen mit Behinderung begleitet und unterstützt, damit diese (erneut) den Weg in die Arbeitswelt finden können. Sie besucht mit verschiedenen Projekten in Begleitung behinderter Menschen einige Schulen in Fulda. Somit werden die Entscheidungsträger von morgen für das Thema Inklusion sensibilisiert. „Projekte mit Schulen sollen dazu dienen“, erklärte Frau Groll, „den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass Behinderte einfach nur Menschen mit einen Handicap sind. Es gilt, eventuelle Vorbehalte abzubauen“. So habe sie gemeinsam mit der Freiherr-vom-Stein Schule auch ein Projekt im Rahmen des Kunstunterrichts durchgeführt.
Aktuell zu den XV. Paralympischen Sommerspielen, die vom 7. bis 18. September in Rio de Janeiro stattfanden, lernten wir daraufhin, wie diese entstanden sind: Ludwig Gutmann war ein deutscher Arzt, der vor dem Krieg mit seiner Familie nach England ausgewandert war. Als der Krieg dann Jahre später vorbei war, kamen viele gelähmte Kriegsveteranen zu ihm. Er wollte ihnen ermöglichen, Sport zu treiben und so kam er auf die Idee, Wettkämpfe für Behinderte anzubieten. 1948 haben dann 14 Männer und 2 Frauen am ersten Bogenschießwettkampf für Rollstuhlfahrer teilgenommen. Davon hörten dann so viele Leute, dass diese Spiele 1960 auf internationaler Basis in Rom stattgefunden haben.
Von Herrn Auth erfuhren wir, dass er mit einem Gesichtsfeld von nur 6 Grad in Deutschland als blind gilt. Früher sei es ihm noch gut gegangen, allerdings habe er mit der Zeit immer schlechter zu sehen begonnen. Dies sei allerdings nicht durch einen Unfall oder sonstiges gekommen, sondern sei von seiner Mutter an ihn und seinen Bruder weitervererbt worden. „Die Schwierigkeiten beim Sehen hindern mich allerdings nicht daran, das zu tun, was mir Spaß macht, nämlich Fahrradfahren“, betonte Auth mit einem Lächeln. Trotz seiner Krankheit habe er bereits 2015 insgesamt 31.000 km mit dem Fahrrad zurückgelegt. Mit seiner Interessengemeinschaft gehe er immer wieder Fußwege in Fulda ab, um im Hinblick auf die Städteplanung Anregungen zu geben, wie die Wege gerade für Seh- und Gehbehinderte besser zu bewältigen seien.
Eine Woche später trafen wir uns erneut, dieses Mal aber in der Turnhalle unserer Schule. Unser Religionskurs wurde erneut von Herrn Dr. Mergler, Frau Groll und Herrn Auth begleitet. Hinzu kamen aber noch: Herr Tobias Jestädt, der dieses Sportprojekt als Sportlehrer dankenswerterweise an unserer Schule angestoßen und hauptverantwortlich begleitet hat, Herr Uwe Theele (erster Vorsitzender der IGbFD) mit seiner Frau Simone sowie Herr Chris Dickow, der selbst querschnittsgelähmt ist und so zu unserem Rollstuhl-Basketball-Trainer wurde. Zunächst verteilten wir uns auf drei verschiedene Stationen: Rollstuhlbasketball, Blindenfußball und Boccia. Nach Erklärung der Regeln durften wir alle Sportarten selbst ausprobieren. So bestand das Tor beim Blindenfußball einfach aus einer Turnhallenwand und ‑ damit wir nichts sehen konnten ‑ bekamen wir Masken. Im Ball selbst befand sich ein kleines Glöckchen, worauf man sich immer konzentrieren musste. Deshalb hieß es: Ohren auf und genau hinhören! Für den Rollstuhlbasketball musste man erst einmal üben, mit den Spezialrollstühlen vorwärts zu kommen, den Ball aufzunehmen und diesen vor dem Sportgerät zu prellen. Das war zwar eine große Herausforderung und erforderte viel Kraft in den Oberarmen, aber machte enorm viel Spaß. Die Doppelstunde endete mit einer kurzen Projektauswertung.
Was wir bei unserem Projekt unter anderem lernen konnten, brachte eine Schülerin besonders gut auf den Punkt: „Menschen mit Handicap sind nicht viel anders als wir und man braucht daher überhaupt keine Berührungsängste zu haben.“
Lilli Wießner, Celina Böhm (Evangelischer Religionskurs 8. Klasse)
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