| von Philipp Manderscheid und Clemens Hacker
Drei Generationen zu Gast an der Stein-Schule
Am 25. September 2025 war Christian Linker, Autor zahlreicher erfolgreicher Jugendbücher, Gast an unserer Schule. Im Rahmen der von Land Hessen gestifteten Reihe „Leseland Hessen“ las er den Schülern zweier neunter Klassen nicht nur aus seinem neuesten Werk vor, sondern kam auch mit ihnen ins Gespräch über seinen Beruf, sein Leben und seine Liebe zur Literatur.
„In jeder Klasse gibt es mindestens eine Person, die gerne schreibt, sich Geschichten ausdenkt.“ Mit diesen Worten beginnt Christian Linker seine Lesung, die einmal mehr zeigte, dass das Lesen auch in Zeiten von TikTok und Co. noch lange kein Hobby von gestern ist.
Im Rahmen der Reihe „Leseland Hessen“, einer Kooperation zwischen Veranstaltern und Gemeinden in ganz Hessen, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Hessischen Rundfunk, dem Hessischen Literaturforum im Mousonturm e.V., der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und zahlreichen Sponsoren vor Ort findet im September und Oktober jedes Jahr Hessens größtes Literaturfestival statt. In ganz Hessen sind dazu 132 Autorinnen und Autoren unterwegs, um ihre Bücher in insgesamt 221 Lesungen zu präsentieren – auch bei uns an der Stein-Schule. Bei uns stellte Christian Linker seinen brandneuen Roman „Wenn die Welt unsere wäre“ vor, der erst am 11. September 2025 erschienen ist.
Der Roman erzählt die Geschichte von drei Figuren – Harry, Jennifer und Nadiem –, deren Lebenswege miteinander verbunden sind, obwohl sie in völlig unterschiedlichen Zeiten leben.
Der 15-jährige Harry ist begeistertes HJ-Mitglied und will kurz vor Kriegsende seine Stadt gegen die Amerikaner verteidigen. Doch als ihm ein Schwarzer US-Soldat das Leben rettet, gerät Harrys Weltbild ins Wanken. Die 17-jährige Jennifer engagiert sich Ende der 80er-Jahre in der DDR für eine kirchliche Friedengruppe – um diese für die Stasi zu infiltrieren. Doch die Menschen in der Gruppe bringen sie zum Nachdenken. Nadiem wiederum, ebenfalls 17-jährig, lebt in der Gegenwart und wird unfreiwillig in eine Schlägerei verwickelt. Als ein Video davon viral geht, stempelt man ihn als unkontrollierbaren Gewalttäter ab. Dabei war er eben noch der „Vorzeige-Flüchtling“ und auf dem besten Wege zum Schulsprecher gewählt zu werden.
Zunächst las der Autor je ein Kapitel der drei Figuren vor. Doch die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9d und 9e erhielten durch Linker nicht nur einen Einblick in die Romanhandlung, er ließ die Jugendlichen auch hinter die Kulissen des Berufs des Autors blicken. Bereits zu Beginn erklärte er, dass Lesungen ein Teil seines Berufs seien, und ermutigte die Schülerinnen und Schüler, ihm ein Feedback zu geben: Welche Stelle hat ihnen besonders gefallen oder wäre eine andere besser geeignet? Außerdem stand der Autor für Fragen bereit und derer hatten die Schüler zahlreiche. In einem spannenden Gespräch mit dem Autor erfuhren die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, dass Linker die Figur Harry als erstes „im Kopf“ hatte und sich dann irgendwann Jenny als Verbindungsglied zwischen der Geschichte aus den 40ern und der Gegenwart dazugesellte. Der Verlag habe die Idee unterstützt und insgesamt habe die Arbeit am Roman ein knappes halbes Jahr gedauert, wobei dann noch drei Monate Überarbeitungszeit dazu kamen. Das hat sicher den ein oder anderem im Publikum dazu ermuntert, vielleicht auch in eigene Hausaufgaben oder Klassenarbeitstexte Zeit für die Überarbeitung zu investieren, wenn auch die ganz Großen so etwas machen müssen.
Linker erklärte zudem, dass er bereits als Jugendlicher sehr fantasievoll gewesen sei und den Beruf des Autors sehr gerne ausübe. Außerdem lernten die Schülerinnen und Schüler auch von den kreativen Grenzen des Schriftstellerberufs, denn der Titel beispielsweise sei nicht von ihm, sondern im Überarbeitungsprozess entstanden. Er wollte den Roman ursprünglich „Übermut“ nennen. Abschließend verriet Linker noch sein eigenes Lieblingsbuch – „Die geheimste Erinnerung der Menschen“ von Mohamed Mbougar Sarr. Wer nun überprüfen möchte, ob „Wenn die Welt unsere wäre“ vielleicht zum neuen persönlichen Lieblingsbuch avancieren könnte, der findet den Roman ab sofort in unserer Mediothek und in jeder gut sortierten Buchhandlung.



