Fachtagung „Essen und Trinken in der Schule“
FULDA Mittags Schulschluss? Das war einmal. In immer mehr Bildungseinrichtungen läuft der Betrieb ganztags. Da müssen auch die täglich knurrenden Schülermägen bedacht werden. Neue Versorgungskonzepte müssen her.

Der Bedarf an Informationen dazu wächst. Diese Gründe nannte Reiner Mathar von der Servicestelle Schule und Gesundheit des Hessischen Kultusministeriums als Motiv, die Fachtagung „Essen und Trinken in der Schule – Gestaltungsmöglichkeiten und Herausforderungen“ zu veranstalten. Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung hatte die Organisation für die Tagung am Mittwoch in der Freiherr-vom-Stein-Schule übernommen.
„ Die Ernährungsgewohnheiten haben sich in der Gesellschaft geändert und viele Kinder haben gar kein Frühstück mehr dabei", zählte Mathar Erfahrungswerte auf, die wohl auch viele der rund 140 Teilnehmer aus ganz Hessen – darunter Schulleiter, Lehrer, Vertreter der Schulträger, Schulämter und Hochschulen sowie Eltern, aber auch Caterer – teilten, die sich zu Vorträgen, Foren, Erfahrungsaustausch und Produktpräsentationen in der Turnhalle der Schule eingefunden hatten.
„Wir haben immer mehr Kinder, die aufgrund von falscher Ernährung und mangelnder Bewegung mit Übergewicht zur Schule kommen. Sie werden oft in Schulen gehänselt. Daraus entstehen auch seelische Erkrankungen“, nannte Schulleiter Helmut Sämann einen weiteren Punkt, der bei der schulinternen Versorgung zu beachten sei. „Bildung und Gesundheit gehören eng zusammen. Nur gesunde Schüler können lernen“, merkte Dr. Beate Zelazny vom Hessischen Kultusministerium an.
Frisch, ökologisch und aus der Region
Im ersten Vortrag stellte Christian Bayer vom Antoniusheim Fulda beispielhaft das Kooperationskonzept vor, dass die Freiherr-vom-Stein-Schule mit der Einrichtung für behinderte Menschen zur Schulversorgung abgeschlossen hat. So landen nur frisch zubereitete, regionale, ökologisch erzeugte Bio-Produkte auf den Tellern der täglich mehr als 300 Schüler, die das Mensa-Angebot nutzen. Im Verhältnis zur Schülerzahl von insgesamt rund 1500 sei das hessenweit die weiterbildende Schule mit der höchsten Beteiligung am Schulessen. Das Ganze in einer Wohlfühlatmosphäre mit grünen Stühlen vor warmen roten Wänden in einer extra eingerichteten 45-minütigen Mittagspause.
Zwei Klassenräume waren zum „Mittelpunkt im Schulalltag“ umgebaut worden – in denen nun die Arbeitsplätze von einer Mensaleiterin, vier Menschen mit Behinderung und einem Freiwilligen, der ein soziales Jahr ableistet, gesichert sind. Als Mitarbeiter mit Herz schilderte Sämann das Team – im Fall der Mensaleiterin mit der Fähigkeit, die Kinder auch mal für Salat statt Schokoriegel begeistern zu können. So habe man mittlerweile davon abgesehen, Schüler zur Strafe in der Mensa arbeiten zu lassen. Laut Sämann hätten sie sich da zu wohl gefühlt. „Wir sind dazu übergegangen, sie jetzt den Reinigungskräften zuzuführen“, sagte er augenzwinkernd.
Ab Dezember kostet ein Mittagsmenü 3,50 Euro inklusive Gratis-Wasser. Abgerechnet wird über einen Chip, den jedes Kind bei sich trägt. So könne niemand sehen, wer Zuschüsse für das Schulessen erhält und wer nicht, „das anonyme Abrechnungsverfahren ermöglicht keine Stigmatisierung“, nennt Zelazny als wichtiges Kriterium bei der Einrichtung von Schulmensen. Außerdem erfuhren die Teilnehmer beispielsweise, wie Obst, Gemüse und Schulmilch für die Schüler attraktiver gemacht werden können. Dazu gab es Infostände von Verbraucherschutz bis hin zu Vertretern aus der Wirtschaft.
Von unserer Redakteurin
Janina Jankowski