Festakt: Wir sind Europaschule!
Seit neun Monaten trägt das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium den Titel Europaschule. Diesem Namen wurde sie am vergangenen Freitag mit einem Festakt zum Thema „Natürlich Europa!? - Europa in Bewegung!“ gerecht.
Griechenlandkrise, mangelnde Solidarität bei der Verteilung der Flüchtlinge und jetzt auch noch der Brexit: Es sind wahrlich keine guten Zeiten für Anhänger eines geeinten Europa. Das Stein-Gymnasium ist dennoch stolz auf seinen Titel Europaschule. „Der europäische Gedanke spielt bei uns eine herausragende Rolle und hat nichts von seiner Bedeutung verloren“, sagte der stellvertretende Schulleiter Andre Müller. Um das Projekt mit Leben zu füllen, stellte das Gymnasium sein Schulfest unter das Europa-Motto. Die Schüler hatten sich die Woche übet in50 Projekten mit dem Thema auseinandergesetzt, von Flüchtlingen und TTIP bis hin zu direkter Demokratie, aber auch zu Sport und Kultur.
Höhepunkt war eine Podiumsdiskussion mit dem Europaabgeordneten Thomas Mann (CDU). „Mich stimmt es betrüblich, wenn ich sehe, dass bei der jüngsten Europawahl gerade einmal 28 Prozent der Jugendlichen wählen gingen“, sagte Mann.
Auch bei der Abstimmung über den Ausstieg Großbritanniens aus der EU hätten nur 30 Prozent der Jugendlichen mitgemacht. Mann sprach sich dafür aus, dass das Bewusstsein für Europa wieder gestärkt werden müsse. „Wir verlangen von den Flüchtlingen, dass sie unsere europäischen Werte anerkennen. Aber wer von uns weiß denn noch, was unsere Werte sind?“, fragte der Abgeordnete. Die Lösung für das Problem läge in den Schulen: ,,Europaschulen wie eure können das Bewusstsein wieder schärfen.“
Auf die Frage eines Schülers, was denn die Vorteile der EU für junge Menschen seien, antwortete Mann, ohne zu zögern: „Mobilität! Die Möglichkeit, überall zu arbeiten oder zu studieren, ist einmalig.“ Ein weiterer Pluspunkt sei das gegenseitige Kennenlernen: „Das baut Vorurteile ab. Und das Wissen, das ihr euch in anderen Kulturen aneignet, könnt ihr auch im Fuldaer Land wieder anwenden.“
PoWi-Lehrer Peter Born merkte an, dass ihm das „Europa der Bürger“ fehle: „Viele fühlen sich nicht angesprochen und nicht richtig mitgenommen.“ Thomas Mann erklärte, das Europäische Parlament sei eins der transparentesten der Welt. „Die Sitzungen werden live im Internet übertragen, und wir laden regelmäßig Praktikanten ein, sich bei uns umzuschauen“, sagte er. Mann sprach sich jedoch gegen Volksentscheide aus: „Da können die Bürger leicht manipuliert und belogen werden. Das hat man beim Brexit gesehen. Viele Argumente der EU-Gegner waren einfach nicht wahr.“
Eine Schülerin äußerte die Sorge, dass nach dem Austritt Großbritanniens die EU auseinanderbreche. „Genau das müssen wir verhindern, indem wir die Wertegemeinschaft mit Leben füllen“, sagt, Mann. Er gab der Stein-Schule einen konkreten Tipp, wie das gelingen könne: „Gehen Sie eine Schulpartnerschaft ein. Am besten mit Ländern; die wenig im Fokus stehen, Rumänien oder Bulgarien.“
Quelle:
Sebastian Kircher, in: Fuldaer Zeitung, Samstag, 9. Juli 2016, S. 13 (Lokales)