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Gedenktafel in Erinnerung an 104 jüdische Schüler

104 ehemalige jüdische Schüler der Freiherr-vom- Stein-Schule wurden während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet. Zu ihrem Gedenken hat die Europaschule auf Initiative von Dr. Michael Imhof nun im Atrium eine Tafel angebracht, auf der die Namen aller Opfer genannt werden.

In den 1890er Jahren betrug der Anteil der Juden auf der Freiherr-vom-Stein-Schule, damals Oberrealschule genannt, rund ein Drittel – und war damit genauso hoch wie der Anteil der Katholiken und Protestanten. Doch schon 1936 gab es keinen einzigen jüdischen Schüler mehr – Rassismus und Antisemitismus waren der Grund. 240 ehemalige jüdische Schüler mussten während der Zeit des Nationalsozialismus mit ihren Familien ins Ausland fliehen, 104 starben in den Vernichtungslagern und durch den nationalsozialistischen Terror. An ihre Schicksale soll die dreiteilige Gedenktafel erinnern, die gestern im Atrium des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums eingeweiht wurde.

Die Gestaltung von Kunstlehrerin Judith Winkelbach fasst die Namen der Opfer und ihre Lebensdaten in der Optik von Stolpersteinen zusammen.

Fast ein Jahr lang recherchierte Dr. Michael Imhof vom Verein Zukunft Bildung Schule in mehreren Archiven, um die Daten der Opfer zusammenzutragen. „Vor dem NS-Terror herrschte unter den Schülern aller Konfessionen ein hervorragendes Miteinander. Trotzdem hat die Schule wenige Jahre später weggeschaut, als die Juden Stück für Stück aus dem Schulbild verschwanden“, erklärte Imhof. Zur 100-Jahrfeier hob die Schule 1938 sogar in der Festschrift extra hervor, nun „offiziell judenfrei“ zu sein. Auch  Die Namen der ehemaligen jüdischen Schüler wurden aus den Schülerlisten getilgt.

„Es ist mir eine Herzensangelegenheit, diesen Menschen ihre Identität zurückzugeben“, sagte Helmut Sämann, der bis Januar Schulleiter des Gymnasiums gewesen ist und das Projekt begleitete. Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) betonte:

„Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass der Holocaust nicht abstrakt ist, sondern genau  hier bei uns in Fulda geschehen ist – und der Mensch sich in seinem Kern seit damals nicht verändert hat. Viele Schüler fragen sich, wie es so weit kommen konnte, dass sechs Millionen Menschen ermordet wurden. An den aktuellen politischen Entwicklungen wie in Sachsen ist zu sehen, wie schnell Hass in Gewalt umschlagen kann.“ Daniel Neumann, geschäftsführender Direktor des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen, mahnte: „Das ideologische Gift der Vergangenheit ist nicht nach Ende des Holocaust verschwunden. Es genügt nicht, sich politisch mit den Opfern zu solidarisieren – Antisemitismus, Rassismus und Hassbotschaften müssen aktiv bekämpft werden.“ Ein jüdisches Trauergebet sprach Roman Melamed von der jüdischen Gemeinde Fulda. Mehrere Gymnasiasten begleiteten den Festakt musikalisch und die Schüler der Leistungskurse Geschichte der Jahrgangsstufe 11 verlasen in einem szenischen Schauspiel die Namen aller Opfer.

Sophia Reddig (Fuldaer-Zeitung, am 02.03.2016, S. 12)

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