Hochbegabte zeigen Hochgenüsse
FULDA Von hochbegabten Schülern gibt es verschiedene Klischees. Oft wird das Kind als altklug und sozial inkompetent dargestellt.
Dass das Gegenteil der Fall ist, haben die hochbegabten und hochleistenden Schüler und Schülerinnen der Fuldaer Gymnasien jetzt unter Beweis gestellt. In der vollbesetzen Aula der Marienschule präsentierten sie Projekte, die sie im vergangenen Schuljahr im Rahmen der Hochbegabtenförderung an den Fuldaer Gymnasien schulübergreifend erarbeitet hatten, und beeindruckten auf bescheidene Weise.
Bevor die Schüler die Ergebnisse der Theater-AG, des Italienisch- und des Mittelalter-Projektes, der AG Geowissenschaften, der DTP-(Desktop Puplishing)-AG und der Philosophie-AG vorstellten, ging Bernhard Köhler, stellvertretender Schulleiter der Marienschule, mit einer Geschichte im Stile einer Fabel auf die Probleme von Hochbegabten in der Schule ein. Am Ende der Tierfabel wird ein „annormaler Aal, der gut im schwimmen ist und etwas rennen, klettern und fliegen konnte“ Schulbester – und die anderen Tiere, die eine Sache besonders gut können, bleiben auf der Strecke.
Das will die Hochbegabtenförderung an den Fuldaer Gymnasien verhindern. „Seit dem Jahr 2000 gibt es an den Schulen Angebote, die sich deutlich vom Unterricht unterscheiden“, sagte Wolfgang Kremer, Gymnasialdezernent am Staatlichen Schulamt Fulda. Und das Angebot ist hochbegehrt: „Am Anfang gab es pro Schule nur ein Angebot – im Schuljahr 2008/09 waren es neun Projekte“, sagte Dr. Janet Grätz-Tümmers, die am Schulamt für die Hochbegabtenförderung zuständig ist. Dabei bedeuten die Angebote für die Schüler ein ordentliches Mehr an Arbeit. Denn die AGs finden teilweise während der Unterrichtszeit statt, und der versäumte Stoff muss nachgearbeitet werden. Und um das auf die Beine zu stellen, was die Schüler nahezu aller Jahrgangsstufen an diesem Abend präsentierten, muss auch viel Zeit und Energie investiert werden.
Von Italienisch bis Mittelalter
Den Anfang machte die Theater-AG, die mit Unterstützung von Marienschul-Lehrer Stephen Flicker das Stück „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch modern interpretiert hatten und es nun mit gekonntem Schauspiel auf die Bühne brachte.
Beim Italienischprojekt von Steffen Kleinschmitt an der Winfriedschule lernten Schüler innerhalb eines Schuljahres soviel Italienisch, dass sie das A1-Niveau (dazu sind eigentlich zwei Jahre vorgesehen) erreichen und ein italienisches Kochbuch erstellen konnten.
Dem mittelalterlichen Leben widmeten sich drei Schüler mit Hilfe von Lehrer Matthias Schuster – wobei die Hilfe nicht wirklich gebraucht wurde. Sie recherchierten, schrieben und erstellten Webseiten zu Klöstern, Waffen, Rittern und Burgen. Die AG Geowissenschaften nahm sich mit Martin Böttcher, Lehrer am Domgymnasium, unter anderem der Teufelskaute im Hemmener Wald an und forschte, wie dieser Krater einst entstand – die Schüler gehen von einem Meteoriteneinschlag aus. Sie veranschaulichten ihre Theorie mit einer Computerpräsentation.
Am PC beeindruckten auch die Mitglieder der DTP-AG von Dieter Umlauf (Freiherr-vom-Stein-Schule). Sie entwickeln für verschiedene Firmen und für die Hochbegabtenförderung komplette Internetauftritte und kümmern sich um sämtliche Medien der Schule. Dem Hochgeistigen widmeten sich Andreas Reddig (ebenfalls Stein-Schule) und die Schüler der Philosophie-AG. Zwei von ihnen präsentierten tiefgründige Gedankengänge zu Gott und zum Umgang mit Tieren.
(FZ)



