Karriere in Bergbau und Geologie
„Unter Tage ganz oben sein“
Fachvortrag der Leiterin Produktion und Technik unter Tage, Dipl. Ing. Bergbau Claudia Haney, am 29.3.2012
Auch zum dritten Fachvortrag hochkarätiger Berufstätiger aus unserer Region waren zahlreiche Schüler der Oberstufe erschienen - und diesmal trotz der eher männerdominierten Thematik auch viele Schülerinnen: Denn die einzige Frau Deutschlands in einer Führungsposition „unter Tage“ war für Viele ein wirkliches „Highlight“.
Wer allerdings eine muskelbepackte Athletin mit ruppigen Manieren erwartete hatte, wurde angenehm enttäuscht, denn Claudia Haney - mit ihren 33 Jahren auch die jüngste Frau in dieser Position - erschien sehr elegant gekleidet und frisiert und überzeugte schon in den ersten Minuten alle Anwesenden durch ihre Intelligenz und Eloquenz.
Frau Haney wollte allerdings nicht in diese Führungsposition, um die erste Produktionsleiterin unter Tage Deutschlands zu sein, sondern sie hatte sich schon als Elftklässlerin sehr für die Arbeit in Gneis und Gestein interessiert. „Das Herz muss dahinter stehen“, sagt sie und reiht sich damit in die Reihe ihrer Vor-Referenten aus den medizinischen und Ingenieursberufen ein.
Claudia Haney ist Chefin von rund 300 Mitarbeitern, die - buchstäblich - unter ihr in Neuhof bei der K+S KALI GmbH arbeiten: 100 Bergleute, 100 Maschinisten, die Maschinen reparieren, 100 Klimafachleute Elektriker und andere, für den reibungslosen Ablauf der Förderung Zuständige.
Wer Bergbau studieren will, muss sich mit rund 15 verschiedenen Fachrichtungen auseinandersetzen, von den angewandten Geowissenschaften über die angewandte physische Geografie, über das Studium der Erdöl- und Gasgewinnung bis hin zu Spezialtiefbau reicht die Palette der Studienfächer.
Die Ingenieurin zeigt zahlreiche Bilder, mit deren Hilfe sie die unterschiedlichen Berufsfelder erläutert: So zum Beispiel die Geothermie, eine angewandte Geowissenschaft, bei der etwa 3-D-Modelle von Untergründen hergestellt werden, bevor nach Öl gebohrt wird.
Aber auch die Biologie ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung: Das Zusammenspiel von Biosphäre, Atmosphäre, Hydrosphäre und Geosphäre wird untersucht.
Angewandte Umweltgeowissenschaften, Paläontologie, Physische Geographie sind Studienfächer für reisefreudige Leute, die sich zum Beispiel für die Erosion in den Anden interessieren.
Geoarchäologen erforschen Vulkanismus in früherer Zeit und den Einfluss auf das Leben.
Die Geodäsie prüft , ob Staudämme Risse haben, oder wie die sich ständig wandelnde Erdoberfläche zu vermessen ist.
Andere wiederum vermessen die Erde unterhalb ihrer Oberfläche, Das Fach nennt sich Markscheidekunde und findet heraus, wo Tunnel verlaufen, damit sie sich treffen.
Auch die Geoökologie z.B. in der Wasserwirtschaft, im Flussgebietsmanagement, im Öko und Landschaftsmanagement nennt Frau Haney als Studienfächer, die in den großen Bereich der Geologie fallen.
Das Studium ist so vielfältig, dass man sich eigentlich ers tim Hauptstudium per Stichwortsuche spezialisieren kann. Man muss erst den Bachelor in Geologie machen und anschließend folgt der Master in einer der 15 Fachrichtungen.
Studieren kann man in Clausthal-Zellerfeld, Aachen und Freiberg in Sachsen. Nur hier ist noch der Abschluss Diplomingenieur möglich. Hier fügt Claudia Haney hinzu, dass man „richtig viel verdienen“ kann.
Die Schülerinnen und Schüler haben Claudia Haneys interessanten Vortrag atemlos verfolgt. Als sie mit einem freundlichen „Glückauf“ endet, brandet langer begeisterter Applaus auf.
Hans-Dieter Alt, Vorsitzender des Fördervereins, der die Fachvorträge ermöglicht, bedankt sich nicht minder begeistert und erklärt, er selbst würde am liebsten sofort nochmal studieren, nämlich Geologie.
Gabriele Stadtaus
Fotos: Stadtaus