Lebendiges "Steintheater" über unseren Namenspatron
Hier der Bericht der Fuldaer Zeitung über die Aufführungen:
Dem Namenspatron der Schule galt ein Theaterstück an der Freiherr-vom-Steinschule, die in diesem Jahr 175 Jahre alt wird. Es entstand aber kein trockenes Geschichtskolleg, sondern hoch interessantes Theater über des preußischen Reformers Leben und Wirken aus heutiger Sicht.
Die rund 30 Mitglieder der schulischen Theaterensembles hatten gemeinsam mit ihrer Spielleiterin Judith Winkelbach markante Stationen und politische Positionen aus der Vita des Reichsfreiherrn (1757 – 1831) nach einer Textvorlage von Dr. Elisabeth Ott und Iris Fischer für die Bühne der Schulaula aufbereitet. Alles eingebettet in eine Rahmenhandlung mit Gegenwartsbezug.
So liegt es nahe, dass – so die Eröffnungsszene - die Schülerzeitung des Fuldaer Gymnasiums auf das Schuljubiläum reagieren und den Schulpatron würdigen muss. Weil mit googlen kein Theater zu machen ist, begibt man sich auf eine Reise in die Vergangenheit, quasi in die „Stein-Zeit“. Sehr gut ist die Mischung von biografischen Fakten und Situationen mit staatstheoretischem Gedankengut, das im Zuge der Französischen Revolution auch die Literatur beeinflusst hat. Da werden Montesquieu und Kant ins Spiel gebracht, aber auch Schiller mit seinen „Räubern“ und Goethe natürlich auch. So entsteht Bildungstheater, aber nicht vom Katheder herunter, sondern eingebettet in Handlungssequenzen, in denen die jungen Darsteller mit unübersehbarer Spielfreude agieren und augenzwinkernd so manchen Ausflug in die Gegenwart machen. Wenn es zum Beispiel um Frauenrechte geht und den hochmodernen “Gender-Mainstream“.
Dass es vom Stein mehr um die Bauernbefreiung und die Reform der politischen Verhältnisse in Preußen ging als um Stellung und Rolle der Frau, wird besonders deutlich im kontroversen Dialog mit Fräulein von Günderrode. Diese Schlüsselszene zwischen den souverän auftrumpfenden Protagonisten Leon Igel und Rebecca Rehberg ist ebenso ernst wie komisch, wenn Steins Mutter in dem vielfach genutzten Bilderrahmen im Hintergrund der Bühne das Streitgespräch mimisch kommentiert.
Eine Fülle von Ideen und deren Inszenierung beeindruckt die Zuschauer von Beginn an und auch schon vorher, wenn „eingefrorene“, historisch gewandete Darsteller in die „Stein-Zeit“ führen oder Zeitung lesende Akteure im Publikum sitzen, um später als Schülerzeitungsredakteure in ungewöhnlicher Anordnung die Bühne besetzen. Ein ästhetisches Bild!
Als Antwort auf die fiktive Frage vom Steins: „Was hat mein Leben, mein Werk mit dieser Schule zu tun?“, wird im Schlussbild zur Identifikation mit der Schule aufgefordert. Das meint natürlich nicht nur die anwesenden Zuschauer, sondern die gesamte Schulgemeinde. - Es gab an beiden Abenden viel Beifall für eine sehenswerte Schüleraufführung.