• Freiherr-vom-Stein-Schule _
  • News & Termine _
  • News & Archiv _
  • News

M-13 Projektberichte

Schülerarbeiten zum Thema Hexenverfolgung in Fulda – Schüler erschaffen fiktive Quellen:

Die folgenden Schülerarbeiten basieren auf intensivem Quellenstudium sowie der Beschäftigung mit dem Thema der Hexenverfolgung. Die Schüler versuchen, sich in die Zeit hineinzuversetzen, indem sie unterschiedliche Rollen übernehmen und aus der Perspektive eines historischen Akteurs heraus schreiben. Dadurch soll ein vertieftes Verständnis für Geschichte entstehen. Dass dies gelungen ist, illustrieren die folgenden Arbeiten.

Ein fiktiver Eintrag über Merga Bien (Opfer der Hexenverfolgung in Fulda) in die Familienchronik der Biens von Sarah Protz:

Merga Bien wurde Ende der 1560er Jahre in Fulda geboren. Nach dem Tod ihrer beiden Ehemänner und ihrer beiden Kinder aus zweiter Ehe heiratete sie Blasius Bien. Somit trat sie in unsere Familie ein. Sie war eine liebenswürdige Frau und wir mochten sie alle sehr gerne. Blasius und Merga lebten in Michelsrombach, jedoch zogen sie von dort weg, da Blasius Streit mit seinen Vorgesetzten, den Herren von Schlitz, genannt von Görtz, hatte. Sie bezogen ein Haus in Fulda.

Eines Morgens im Sommer 1603 holten die Knechte des Balthasar Nuß Merga gegen ihren Willen aus ihrem Haus. Als Grund gaben sie an, Merga sei eine Hexe. Sie wurde zum Schloss gebracht und in einen engen, widerlichen Hundestall gesperrt. Die nächsten Tage musste sie in menschenunwürdigen Verhältnissen verharren. Sie wurde gefesselt an Händen und Füßen und Ungeziefer lief über sie. Auch Nahrung wurde ihr verweigert, abgesehen von einem Stückchen Brot am Tag. Blasius setzte sich mit allen Mitteln dafür ein, dass seine Frau nicht solche Qualen erleiden musste. Er zog sogar bis vor das Reichskammergericht. Er erreichte, dass Merga aus dem menschenunwürdigen Hundestall herauskam und eine Zelle im Gefängnis erhielt. Doch ihre Situation wurde nicht besser. Sie wurde wieder gefoltert und gestand, so wie alle anderen zuvor, dass sie eine Hexe sei.

Ihr trauriges Leben endete auf dem Scheiterhaufen. Als ob sie nicht schon genug erlitten hätte durch den Tod ihrer Mutter, ihrer Schwestern, ihrer Männer und ihrer Kinder, nein nun musste sie selbst sterben. Wir werden Merga stets in bester Erinnerung behalten.

(siehe Bild 1)

 

Ein fiktiver Biograph von Balthasar Nuß (Hexenrichter in Fulda) schreibt über dessen Wirken in Fulda:  (von Adrian Waldmann)

Vom Ende des 16. Jahrhunderts bis Anfang des 17. Jahrhunderts spielte Balthasar Nuß eine unrühmliche Rolle im Hochstift Fulda. Während dieser Zeit verfolgte er etwa 250 Frauen als Hexen, klagte sie an und ließ sie schließlich in den meisten Fällen hinrichten.

 

Doch wer war dieser Mann? Um 1545 wurde Nuß in Brückenau geboren. Sein Vater Andreas (Endres) Nuß war zu dieser Zeit dort Zentgraf. Anfänglich stand Balthasar Nuß dem protestantischen Glauben nahe, wechselte jedoch die Konfession 1575/76, um das Amt des Oberförsters zu übernehmen. Nach seiner Hilfe zur Flucht von Balthasar von Dernbach stand dieser in seiner Schuld und Nuß wurde schon 1586 von v. Dernbach zum Stallmeister auf Schloss Bieberstein ernannt. Nur wenige Jahre später verhalf wiederum Dernbach Nuß zu einem Posten, nämlich dem des Zentgrafen in Hofbieber, den er nur wenig später, im Jahre 1591/92, antrat. Insgesamt heiratete Nuß dreimal und hatte drei leibliche Söhne. Während er zwischen 1603 und 1606 mehr als 250 Hexen verfolgte, verstieß er mehrfach gegen das Gesetz, das untersagte, die Hinterlassenschaften der Opfer einzubehalten. Nachdem sein Befürworter Balthasar von Dernbach im Jahr 1606 verstorben war, wurde Nuß nach Beschwerden aus der Bevölkerung wegen illegaler Bereicherung, Bestechlichkeit und Unterschlagung inhaftiert. Eine Rechtfertigungsschrift im Jahr 1607 reichte für seine Freilassung nicht aus. Schließlich wurde er im Dezember des Jahres 1618 nach ca.12 Jahren Haft hingerichtet.

 

Nun stellt sich die Frage, warum er soviele Frauen als Hexen verfolgte? Schon in jungen Jahren, nachdem er zum katholischen Glauben übergetreten war, wollte er sich möglicherweise besonders stark als fanatischer Anhänger der Gegenreformation beweisen. Des Weiteren hatte er ein großes Verlangen nach Macht. Dies zeigt auch sein Übertritt zum katholischen Glauben, denn nur so konnte er eine höherrangige Stellung erlangen. Zudem konnte Balthsar von Dernbach ihm zu neuen Posten verhelfen. Er hielt sozusagen seine schützende Hand über Nuß. Nur durch seinen Rückhalt konnte er ungehindert Hexen anklagen und hinrichten lassen. Dabei bereicherte er sich an ihrem Besitz, indem er ihre Besitztümer beschlagnahmte und daraus Profit schlug. Dies ist ein weiterer Beweis für seine Habgier und der damit verbundenen Grausamkeit der Hexenverfolgung. Zu seiner Rechtfertigung kann man allenfalls sagen, dass er dem Hexenwahn seiner Zeit erlegen war. Zumindest anfänglich handelte er, wie dies die meisten seiner Vorgesetzten erwarteten, um dem vermeintlichen Willen der breiten Volksschicht zu genügen.

Das besondere an der Person des Balthasar Nuß besteht darin, dass er einer der wenigen Hexenrichter war, die letztendlich selbst verfolgt, inhaftiert und hingerichtet wurden. Damit nimmt er eine Ausnahmestellung in Deutschland und Europa ein, weil er am Ende das gleiche Schicksal erleiden musste wie die auf seinen Auftrag hin ermordeten Frauen.

(siehe Bild 2)

 

 

Fiktiver Jahresbericht der Jesuiten für das Jahr 1603 (Der Fürstabt von Dernbach holte im Jahr 1571 im Zuge seiner Rekatholisierungspolitik zahlreiche Jesuiten nach Fulda) von Philip Günkel:

Im Jahr 1603 wurde die geständige Hexe Merga Bien hingerichtet. Sie gestand im Verhör ihren Pakt mit dem Teufel und die Aussage ihres Ehemannes, sie sei schwanger, wurde als falsch entlarvt. Als Diener Gottes durften wir ein solches Verhalten, wie Merga Bien es an den Tag legte, nicht dulden. Zeugen sagten aus, dass sie bei der Feldarbeit das Fliegen mit einem Besen übte. Dies waren eindeutige Beweise. Desweiteren verstarben nach dem Streit zwischen der Angeklagten Bien und einem Bauern die Kühe desselben. Auch das für eine Frau große Vermögen erregte die Aufmerksamkeit des Hexenrichters Balthasar Nuß. So ein Vermögen konnte von ihr unmöglich mit rechten Dingen angehäuft worden sein. Während des Prozesses wurde die Angeklagte in für Hexen gütigen Verhältnissen festgehalten. Auch die Klage von Merga Biens Gatten Blasius Bien konnte Merga Bien nicht vor ihrem gerechten Schicksal bewahren.

(siehe Bild 3)

Zurück

DELF DALF eDELEMINTCERTI LINGUA

TOP