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| von Torsten Schumacher

Mit „FLOWER POWER“ unterwegs ins 21. Jahrhundert

Der Kurs DSP GK 3 der Klassenstufe 11 der Freiherr-vom-Stein-Schule nimmt erfolgreich an den 35. Fuldaer Schultheatertagen 2023 teil.

Das Motto der diesjährigen Fuldaer Schultheatertage hatte es wirklich in sich – „Mit FLOWER POWER unterwegs“ – es ging thematisch um Jugendprotest, um politisches Engagement, den Kampf um soziale Gerechtigkeit, um Ökologie und Nachhaltigkeit. Die Jugendrevolte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts sollte den zehn teilnehmenden Theatergruppen als Impuls dienen, um sich intensiv mit dieser Protestbewegung, aber auch mit den brennenden Themen unserer unmittelbaren Gegenwart auseinanderzusetzen. Sechzehn Darstellerinnen und Darsteller des Grundkurses Darstellendes Spiel 3 der Klassenstufe 11 stellten sich zusammen mit ihrem Theaterlehrer Torsten Schumacher dieser besonderen Herausforderung. Unter der fachkundigen Anleitung des Berliner Regisseurs, Schauspielers und Theaterpädagogen Stefan Miesseler begaben sie sich vom 07. – 09. Februar 2023 an drei aufeinander folgenden Projekttagen auf eine einzigartige Zeitreise in die farbenfrohe Welt der Hippie-Bewegung mit ihrem unbändigen Freiheitsdrang, ihrem radikalen politisch-sozialen Engagement und ihrer Vielzahl von alternativen Lebensentwürfen.

Am ersten Projekttag unternehmen die Darstellerinnen und Darsteller ganz unterschiedliche Versuche sich der Zeit und dem Projektthema „FLOWER POWER“ improvisatorisch anzunähern, sei es durch eine fantasievoll-schrille Hippie-Modenschau, eine schräge Tanzeinlage im Stil der flippigen 70er Jahre oder aber eine chillige LSD-Party zu Bob Marleys Reggae-Song „One Love“ mit abschließendem (übrigens äußerst authentisch gespieltem) Vollrausch. Dabei kommt natürlich bei allen Beteiligten auf der Bühne auch der Spaß nicht zu kurz.

Am Mittwoch stehen dann die Konzeption sowie die Proben für unsere am Folgetag geplante Abschlusspräsentation im Vordergrund. Ganz im Sinne von Heiner Müllers postdramatischem Theaterstück „Hamletmaschine“ lotet Stefan Miesseler dabei gemeinsam mit den Darstellerinnen und Darstellern den inhaltlichen Bezug des Themas zur unmittelbaren Gegenwart sowie ihre eigenen Wünsche, Hoffnungen und Ängste angesichts unserer modernen Welt des 21. Jahrhunderts aus. In einer kurzen Schreibwerkstatt entstehen sehr beeindruckende und teilweise auch äußerst berührende Texte, die im Theater dann in einem genialen theatralen „Bruch“ auf der Bühne verarbeitet werden. Die im LSD-Vollrausch auf der Bühne liegenden Schauspieler*innen erwachen nach einem abrupten Lichtwechsel und reißen sich wütend ihre Maskerade vom Kopf. Aus der fröhlichen Party-Szene wird binnen Sekunden eine düstere und ernüchternd dekonstruierte „Hippie-Maschine“. Anna Eichler tritt als Erste an die Bühnenkante und rüttelt das Publikum auf: „Was machen wir hier eigentlich für ‘nen Quatsch? Wir sind die Generation, die noch irgendetwas verändern kann! Wir haben weitaus größere Probleme, wie zum Beispiel den Klimawandel! Die Party ist vorbei! The party is over!“ Plötzlich kippt die gesamte Theaterszene in einen verzweifelten, chorisch inszenierten Aufschrei des gesamten Theaterensembles: „Wir wollen friedlich in einer Welt ohne Gewalt und Hass leben! Weniger Kriege, mehr Frieden! Ich möchte einen sauberen Planeten! Denkt an unsere Zukunft! Esst weniger Fleisch! Die Politik muss endlich handeln! Wir lassen uns nicht ignorieren, wir machen auf uns aufmerksam! Seit wann ist Shoppen eigentlich ein Hobby?! Stoppt den Konsumwahn! Ich, und nur ich bestimme über meinen Körper, mein Leben und mich selbst!“ Was dann folgt ist ein völlig unerwarteter, radikaler Ausbruch der Jugendlichen aus dem System. Zu den ohrenbetäubenden Klängen von Nirvanas Grunge-Anti-Hymne „Smells like teen spirit“ fetzen sich die sechzehn Jugendlichen ihre bunten Theaterkostüme von Leib und zerlegen in ihrer ohnmächtigen Wut unter hektischem Schreien, Brüllen und Rennen die gesamte Bühne. Die Szene gipfelt in einem gewaltsam-eruptiven Pogo-Tanz. Am Ende stehen alle Darsteller*innen schwitzend und um Atem ringend völlig in Schwarz gekleidet an der vorderen Bühnenkante und schauen mit fragend-verzweifeltem Blick ins Publikum. Als dieses scheinbar schweigt, drehen sie sich gewaltsam um und stürzen wutentbrannt zum hinteren Bühnenvorhang, um sich dort im Zwielicht der spärlich beleuchteten Hinterbühne zu einem bedrohlich anmutenden radikalen „Schwarzen Block“ zu formieren, der sich nun gewaltsam Gehör verschaffen will. In einer beeindruckenden chorischen Inszenierung skandieren die Jugendlichen in einem stilisierten, direkt auf das Publikum gerichteten Protestmarsch ihre ganz persönlichen politischen Forderungen: „Stoppt den Krieg! My body, my choice! Es gibt keinen Planet B!“. Je weiter sie sich dabei dem Publikum nähern, desto lauter, eindringlicher und zorniger schreien sie ihren Protest dem Publikum ins Gesicht.

Am Donnerstagvormittag laufen dann noch die Generalproben für unsere 7-minütige Theater-Performance. Stefan feilt ein wenig an den Details und trainiert mit uns eine möglichst laute Stimme und eine klare Aussprache. Denn schließlich müssen wir in der großen Aula der Winfriedschule bei der Abschlusspräsentation am Nachmittag mit unserer Botschaft einen fünfzig Meter langen Bühnensaal gefüllt mit 400 Zuschauern erreichen. Gespannt treten wir gegen Mittag den Fußmarsch zur Winfriedschule an, wo wir noch ein letztes Mal eine Generalprobe direkt auf der Bühne haben. Im Reigen der zehn teilnehmenden Theatergruppen treten wir dann bei der großen Abschlusspräsentation als siebte auf. Wir stehen nervös hinter der Bühne, bis sich schließlich der Bühnenvorhang hebt und wir alle ins grelle Rampenlicht treten. Kraftvoll setzt sich unsere „Hippie-Maschine“ in Bewegung. Alles läuft glatt, und motiviert durch das super reagierende Publikum können wir alle in unserer Darstellung sogar noch eine Schippe drauflegen und werden mit einem euphorischen Applaus für all unsere Anstrengungen belohnt. Mit einem stolzen Gefühl verlassen wir am späten Donnerstagnachmittag dann die Bühne der Winfriedschule und machen uns nach drei wirklich aufregenden Theatertagen auf unseren wohlverdienten Heimweg.

 

Hier noch einige persönliche Impressionen der Darsteller*innen im O-Ton:

Nina Döppner, Klasse 11 b: „Die Fuldaer Schultheatertage waren ein wirklich gelungenes Projekt. Wir hatten sehr viel Spaß und ein kleines Theaterstück zusammenzustellen war eine ganz neue Erfahrung. Stefan und Torsten haben uns dabei super geholfen und ich denke auch als Gruppe ist es uns nochmal viel leichter gefallen uns zu öffnen bzw. einfach mal loszulassen. Durch das diesjährige Thema ‚FLOWER POWER‘ habe ich mehr über das Thema Klimawandel und andere Gesellschaftsprobleme nachgedacht.“

Henrika Heinz, Klasse 11c: „Das Projekt „FLOWER POWER“ war eine besondere und sehr erfrischende Erfahrung, da wir uns drei Tage intensiv als Gruppe mit Schauspiel beschäftigen konnten. Es war spannend einen Theaterpädagogen kennenzulernen und mit ihm zu arbeiten, seine offenherzige Art hat uns allen geholfen die Notengebung zu vergessen und uns allein auf das Schauspielerische zu fokussieren. Da das Fach Darstellendes Spiel“ leider immer wieder als „unwichtiges“ Fach wahrgenommen wird, empfand ich es als absoluten Gewinn für unseren Schulalltag eine solche Veranstaltung mit besuchen und gestalten zu dürfen. Eine derartige kulturelle Veranstaltung sollte definitiv wieder regelmäßig an unserer Schule stattfinden. Für die Gemeinschaft in unserem DS-Kurs waren die vergangenen Tage sicherlich auch ungemein fördernd, wodurch wir noch lange von dieser Erfahrung profitieren werden. Es hat mir auf jeden Fall Lust auf mehr Theater gemacht und ich freue mich schon auf kommende Projekte und Aufführungen.“

Anna Eichler, Klasse 11 b: „Die FLOWER-POWER-Projekttage haben mir persönlich sehr viel Spaß gemacht. Einerseits war es eine tolle Erfahrung mit einem Regisseur aus Berlin eine eigene Szene zu entwickeln, und andererseits denke ich, dass uns dieses Projekt viel geholfen hat, aus uns herauszukommen und entspannter im Umgang miteinander zu werden. Außerdem konnten wir das im Kurs “Darstellendes Spiel” bisher Erlernte gut umsetzen und anwenden. Allgemein fand ich das Thema faszinierend, da wir es geschafft haben, den Spagat zwischen dem scheinbar sorglosen Thema ‚FLOWER POWER‘ und den Problemen der heutigen Zeit hinzubekommen. Dies war meiner Meinung nach eine große Herausforderung. Der Applaus des Publikums hat uns, glaube ich, allen gezeigt, dass sich unsere Mühen und all die Arbeit während der drei Workshoptage echt gelohnt haben.“

Leni Maya Raab, Klasse 11 c: „Dieses Jahr habe ich das erste Mal bei den Schultheatertagen mitgemacht und ich muss sagen, dass es mir sehr viel Spaß gemacht hat. Dadurch, dass ich mit meinem DSP-Kurs 3 volle Schultage verbringen konnte, hatte ich das Gefühl, dass wir als Gruppe noch enger zusammengewachsen sind. Ich habe mich mit Leuten sehr gut verstanden, mit denen ich zuvor kaum geredet hatte. Auch das Zusammenarbeiten mit einem richtigen Regisseur fand ich sehr spannend und aufregend. Durch ihn hat sich alles noch authentischer und professioneller angefühlt. Allgemein muss ich sagen, dass Stefan und Torsten eine tolle Arbeit geleistet haben. Ich fand es sehr schön, dass sie uns nie Druck gemacht haben oder zu streng mit uns waren. Der Spaß stand immer an erster Stelle, und den hatten wir definitiv!“

Valentin Barth, Klasse 11 b:Ich persönlich finde, die drei Tage waren sehr unterhaltsam, da ich mich sehr ausgiebig mit dem Theater auseinandergesetzt habe. Ich habe vieles dazugelernt und mir wurde bei den Aufgaben auch nie langweilig. Außerdem finde ich, dass die Tage sehr schön geendet haben mit der Hauptaufführung und es war auch sehr schön zu sehen, was die anderen Gruppen geleistet haben. Ich persönlich würde die Tage für das nächste Jahr unbedingt weiterempfehlen.“

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