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Schülerworkshop am CERN in Genf

Lukas Theiner, Klasse 11b:


"Viele haben schon mal davon gehört und spätestens nach "Illuminati" kennt es jeder - das "Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire", kurz: "CERN". Im Film wird das CERN für einen bevorstehenden Weltuntergang verantwortlich gemacht, denn es betreibe Forschung mit Antimaterie, welche sich schon in geringer Menge als höchst gefährliche Bombe erweise.

Doch die Realität ist davon weit entfernt. Unter dem Motto "Science for Peace"  betreiben Wissenschaftler aus aller Welt seit Mitte der fünfziger Jahre Grundlagenforschung am CERN, um zu wissen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Dazu werden kleinste Teilchen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und anschließend zu Kollision gebracht, wobei eine Vielfalt „Large Hadron Collider“ (LHC), der mit einer Länge von 27 km der größte Teilchenbeschleuniger der Welt ist, versucht man so, Bedingungen ähnlich wie beim Urknall zu schaffen, um zu verstehen, wie unser Universum und all seine kleinsten Bestandteile entstanden sind. Zahlreiche Erfolge hatte das CERN damit schon zu verzeichnen. Die Entdeckung neuer Elementarteilchen, zuletzt der Nachweis des Higgs-Bosons im Jahre 2012 eröffnet uns einen neuen Blick auf unsere Welt, jenseits des für uns Sichtbaren. Doch von der Beantwortung vieler Fragen sind wir noch weit entfernt. Was zum Beispiel ist die sogenannte "Dunkle Materie" oder die "Dunkle Energie"? Was passierte nach dem Urknall mit der Antimaterie, welche als Gegenstück zu unserer Materie entstanden sein muss?

Vom 17. bis 20. Juni 2015 bekam ich die Chance, für vier Tage an einem Workshop am CERN in Genf, Schweiz teilzunehmen und dadurch einen Einblick in die Forschung der Wissenschaftler zu erlangen.

Durch die Teilnahme an einer sogenannten "Teilchenphysik-Masterclass", welche im letzten Jahr an unserer Schule stattfand, sowie durch die Teilnahme am „International Cosmic-Day“ an der Uni Würzburg und durch einen Vortrag, den ich mithilfe des dabei erworbenen Wissens gestaltete, qualifizierte ich mich für den Workshop und konnte mich glücklicherweise im Bewerbungsverfahren gegen zahlreiche andere Schüler aus ganz Deutschland durchsetzen. Sowohl die Masterclass als auch der Workshop wurden vom sogenannten Netzwerk Teilchenwelt, einer Organisation von Wissenschaftlern mehrerer Institute und Universitäten in Deutschland, organisiert und gefördert.

Nach der Ankunft am Genfer Flughafen begab ich mich zuerst zum Hotel, wo ich die anderen 29 Teilnehmer des Workshops traf und schnell Kontakte knüpfte. Zwei Stunden später ging es dann los, wir fuhren zum CERN. Wo man sich befand, war auf den ersten Blick zu erkennen. Nicht zuletzt die Straßennamen, wie "Route A. Einstein", "Route Rutherford" oder "Route Feynman" machten klar, dass es sich um das Gelände des größten Physik-Forschungszentrum der Welt handelte. Und dieses hat so einige Besonderheiten. Wo sonst arbeiten 3200 Mitarbeiter und über 10000 Gastwissenschaftler aus 85 Nationen an der größten Maschine der Welt? Ein Gang in die Kantine und die Internationalität des CERNs macht sich bemerkbar. Es ist erstaunlich: An kaum einem Ort der Welt arbeiten Menschen so vieler verschiedener Nationen und Kulturen gemeinsam. Normalerweise erwartet man, dass sich dabei Schwierigkeiten ergeben. Doch von kulturell bedingten Hierarchien und historischen Feindseligkeiten zwischen Nationen merkt man am CERN nichts.

Eine weitere Besonderheit ist die EU-Außengrenze, die mitten durch das Gelände verläuft. Diese jedoch wurde, zum Umgehen des Zolls, getrost untertunnelt .

Im Laufe des Workshops lernten wir in einem sehr abwechslungsreichen Programm viel über die Forschung am CERN. So hielten uns Wissenschaftler Vorträge zum Beispiel zum „Higgs-Boson“ und zum Thema „Langrangedichten“, wovon, die meisten von uns vorher noch nie etwas gehört hatten. Dabei wurde uns auch die Komplexität der Forschung deutlich. Will man unsere Welt und das Universum begreifen, so muss man weit über die Schulphysik hinausgehen.

Zudem wurden wir auch selbst aktiv. In dem im letzten Jahr neu eingerichteten Schülerlabor "S'cool LAB" führten wir selbst Experimente durch, die sich mit Beschleunigung und Detektion von Teilchen befassen.

Höhepunkte des Programms waren jedoch die Besuche der Experimente vor Ort, wie zum Beispiel des sogenannten "Synchro-Zyklotron", dem ersten Beschleuniger am CERN, welcher jedoch bereits stillgelegt wurde. Es zeigt aber immer noch, wie seit den fünfziger Jahren Beschleunigertechnik betrieben wird.

Glücklicherweise hatte ich sogar die Möglichkeit, den Detektor "CMS" in 90m Tiefe aus nächster Nähe zu sehen. Wenn die Experimente laufen, darf dort normalerweise niemand hinunter. Jedoch war der LHC in diese Woche im Shutdown, also nicht in Betrieb, was mir diese einzigartige Möglichkeit verschaffte.

Alles in allem war es für mich eine ganz besondere Chance, Einblicke in die Arbeit moderner physikalischer Grundlagenforschung zu erlangen.

Vielleicht werde ich nach dem Abitur ein Physikstudium beginnen.

Und was die Antimaterie betrifft: Diese wird übrigens tatsächlich am CERN hergestellt und entsteht auch bei jeder Kollision. Um eine bedrohliche Menge Antimaterie herzustellen, bräuchte man jedoch mehrere Milliarden Jahre!"

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