Steinschülerin im Bundesfinale
Die Elftklässlerin Sarah Boussouf knüpft an die Erfolgsserie Fuldaer Schüler an.
Vergangenen Freitag debattierte sie sich im Beisein der Hessischen Kultusministerin Dorothea Henzler auf Platz zwei unter allen teilnehmenden Schülern der Sekundarstufe II. Fulda ist damit
zum dritten Mal in Folge bei der Bundesqualifikation in Berlin vertreten.

„Eine Demokratie braucht Menschen, die kritische Fragen stellen. Menschen, die aufstehen, ihre
Meinung sagen und sich mit den Meinungen anderer auseinandersetzen. Menschen, die zuhören und
reden können. Menschen, die fair und sachlich debattieren.“ Das war die Idee, mit der im Jahr 2001 der bundesweite Debattenwettbewerb Jugend debattiert aus der Taufe gehoben wurde. Im zehnten Jahr seines Bestehens ist dieser Gedanke aktueller denn je. Inzwischen nehmen rund 100.000 Schülerinnen und Schüler an dem Wettbewerb teil - und es werden immer mehr.
Wer es schafft, nach Schul-, Regional- und Nord- bzw. Südhessenwettbewerb beim Landesfinale von
Jugend debattiert antreten zu können, der allein darf schon stolz sein. Dennoch zeigen die Mienen der
beteiligten Jugendlichen Anspannung: Der große Sendesaal des Hessischen Rundfunks bietet einen
beeindruckenden Rahmen, der ihnen Respekt einflößt. Die meisten sind jedoch nicht alleine gekommen, haben ihre Klassen, ihre Freunde und Eltern mitgebracht.
Sarah Boussouf aus der Klasse 11 a der Freiherr-vom-Stein-Schule bekommt gleich doppelt
Rückendeckung, denn nicht nur ihre Klasse begleitet sie, sondern auch der Direktor der Schule, Helmut Sämann, hat sich Zeit genommen, seiner Schülerin persönlich vor Ort die Daumen zu drücken. Zudem ist ihr früherer Deutsch- und Debattenlehrer Lutz Rübbert zugegen, der die Debatte der Sekundarstufe I mitjurieren wird.
Aus Fulda kommt auch noch ein weiterer Juror, Tim Stadtaus, zweiter Landessieger 2009 sowie
Landessieger und Bundesfinalist 2010. Und damit nicht genug, in der Sekundarstufe I tritt auch noch
eine Marienschülerin aus Fulda an, Lisa Fleckenstein. Sie erreicht in der Debatte zum Thema „Soll die
Schule Kompetenzen für das familiäre Zusammenleben unterrichten?“ den vierten Platz, nimmt diese
Entscheidung jedoch sportlich und will sich im nächsten Jahr erneut am Wettbewerb beteiligen.
Sarah Boussouf aus Neuhof versteht es ebenfalls, die Dinge sportlich zu nehmen, ist sie doch
begeisterte Leichtathletin und erfolgreiche Mehrkämpferin. Dennoch geht sie mit weichen Knien auf das grell erleuchtete Podium, begleitet von den Anfeuerungsrufen ihrer Klasse. Gemeinsam mit ihrem
Partner auf der Pro-Seite, Pascal Rohde aus Fritzlar, wird sie die Frage debattieren: „Soll sich Hessen
dem gemeinsamen Abitur fünf deutscher Länder (‚Süd-Abitur?) anschließen?“ Auf der Contraseite stehen die beiden südhessischen Schülerinnen Lisa-Marie Zielbauer und Franziska Herbert.
Diese Debatte wird selbstverständlich kritisch von der Kultusministerin beobachtet, berührt sie jedoch
womöglich ihre Länderhoheit. Nach 24 Minuten, in denen das Publikum das Für und Wider einer solchen Idee vor Augen geführt bekommen hat, ziehen sich die vier Juroren, unter ihnen der Mitbegründer von Jugend debattiert, Ansgar Kemman und die Chefredakteurin des HR Hörfunks, Katja Marx, zur Beratung zurück.
Und nach weiteren 15 Minuten, in denen die Debattanten von der HR-Moderatorin Anna Engel zu ihrer wahren Meinung zum Thema befragt wurden (Sie sind eigentlich alle gegen das Süd-Abitur.), ist es so weit: Alle vier Debattanten erhalten eine ausführliche Rückmeldung zu den geforderten Kriterien:
Sachkenntnis, Gesprächsfähigkeit, Ausdrucksfähigkeit und Überzeugungskraft. Siegerin wird Franziska
Herbert aus Hanau und zweite Siegerin unter großem fuldischem Applaus Sarah Boussouf von der
Freiher-vom-Stein-Schule. Die beiden werden Hessen am 2. und 3. Juni in Berlin vertreten.
Ein schöner Erfolg für die Schule, aber auch für die Stadt Fulda, denn offenbar werden hier kritische,
informierte und rhetorisch begabte Jugendliche optimal gefördert.
Gabriele Stadtaus