Somit sei es bei einem plötzlichen Gehirntod eines potenziellen Spenders immer sehr belastend die nächsten Angehörigen nach einer Organspende zu fragen. Die Bitte um eine Organspende sei „die schwierigste Frage zum unglücklichsten Zeitpunkt an die unglücklichste Familie“. Daher riet der Referent den Zuhörern eindringlich, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich einen Organspendeausweis zuzulegen. Der Bedarf an inneren Organen wie Nieren, Lebern, Lungen und Herzen sei sehr groß. Von den 11.000 Menschen in Deutschland, die jährlich auf ein neues Organ warten, sei nur ca. 4000 die Chance auf ein neues Leben vergönnt. Denn, so erzählte der Oberarzt aus eigener Erfahrung, die Alternative zur Organtransplantation sei für viele Betroffene mehr ein Zustand des „Vegetierens“ als aktives Leben. Die Wartezeit auf ein Spenderorgan betrage ca. 5-6 Jahre, doch leider würden viele Patienten vorher sterben. Dr. Benöhr betonte, dass Spender nur infrage kommen, wenn zwei Ärzte unabhängig voneinander den Hirntod bestätigten. Frau Dargatz, eine Patientin, die ein Jahr zuvor eine neue Niere bekommen hatte, begleitete den Arzt. Ihr Erfahrungsbericht veranschaulichte den Schülern der 12. Klassenstufe die positiven Auswirkungen, die ein neues Organ auf die Lebensqualität hat. Trotz der vielen Argumente für eine Organspende, gebe es aber auch Schattenseiten, z.B. wenn es um eine neue Leber für einen Alkoholkranken oder eine neue Lunge für einen Raucher gehe. Die Gefahr, dass ein Patient nach der Transplantation wieder seiner Sucht verfällt, sei nicht auszuschließen.
Insgesamt war der Vortrag professionell und sehr informativ. Persönlich hätte ich mir gewünscht, dass der Referent ausführlicher auf die kritischen Fragen wie die Diskussion um die Definition des Hirntodes oder die Skandale der letzten Jahre um Manipulationen im Bereich der Transplantationsmedizin in Deutschland eingegangen wäre.
Die Position der Kirchen gegenüber der Organspende ist insgesamt positiv. Sie wird als ein Akt der Liebe und Zuneigung gewertet. In der anschließenden Diskussion um den Vortrag wurde die Frage aufgeworfen, warum der Mensch zwei Nieren habe, wenn eine zum Leben ausreiche. Schlagfertige Antwort unserer Religionslehrer: „Damit man eine spenden kann!“